Dass wir derzeit – zumindest in Europa -  in einer der größten Wirtschaftskrisen und auch Krisen des Kapitalismus sind, bestreitet kaum noch jemand. Umso erstaunlicher ist, dass man diese Krise meistern will mit jenen Methoden, die zu dieser Krise geführt haben.

Bis vor wenigen Monaten beharrlich geleugnet und fahrlässig ignoriert, ist jetzt Panik unter den europäischen PolitikerInnen ausgebrochen. Die Horrormeldungen überschlagen sich, plötzlich wird nicht nur zugegeben, dass ein Euroland Pleite gehen könnte, dass nicht nur der Euro selbst in Gefahr sei, ja sogar, dass die gesamte EU auseinander brechen könnte (Merkel). Noch vor einem Jahr wurden ausnahmslos alle KritikerInnen dieser aktuellen Verfassung der EU - und ich meine in erster Linie die wirtschaftliche, aber auch die politische Verfassung vom Maastricht- bis zum Lissabonvertrag - als Nörgler und Europagegner hingestellt, auch wenn sie nicht aus dem rechtsnationalen Topf stammten. Jetzt treffen sich plötzlich über Nacht die gesamte Schar der Finanzminister, Präsidenten und PremierministerInnen, telefonieren hektisch miteinander, IWF und EZB-Präsidenten halten halb klandestine Unterredungen ab, um die Sache vielleicht doch noch in den Griff zu bekommen und "den Laden zu sanieren".

Was aber heißt eigentlich "sanieren"? Wäre die ganze Sache nicht so ernst könnte man ja amüsiert daneben stehen und sich nur wundern, wie ein Haufen an sich intelligenter Persönlichkeiten verzweifelt nach Auswegen sucht, auf die zwar seit Jahren von vielen ExpertInnen, Bewegungen und Initiativen mit großen Schildern hingewiesen wird, die jedoch nicht begangen werden dürfen, weil immer gesagt wurde, diese führten zu nichts.

Folgender Vergleich sei gestattet: das ganze Szenario gleicht dem eines Großbrandes, die PolitikerInnen müssen Feuerwehr spielen. Deren Sanierungshektik gleicht dem eines Heeres von Feuerwehrleuten, welche jedoch nie zusammen einen gemeinsamen Einsatz üben durften und jede Koordinierung bisher strikt abgelehnt hatten. Wasser und Löschschaum stehen zum Einsatz bereit, die Einsatzleiter warnen aber vor dem Einsatz derselben, diese würden den Brand nur noch verschlimmern. Beim Löschen eines Feuers dürfe man alles verwenden, von Öl über Benzin und Dynamit, nur ja kein Wasser oder Löschschaum. Man dürfe es nicht einmal probieren. Übersehen dabei wurde, dass das Ausbildungspersonal für die Feuerwehrleute aus den Bereichen der Versicherungsbranche, der Bauindustrie, der Möbelunternehmer und Bodenspekulanten rekrutiert wurde.

Zu simpel, dieser Vergleich? Wir werden sehen. Ein Vergleich von derzeit angebotenen, der monetaristischen und radikal marktwirtschaftlichen Ideologie entnommenen Maßnahmen mit jenen aus dem verschmähten keynesianisch und gemeinwirtschaftlich orientierten Sanierungsmaßnahmen soll den LeserInnen eher verschwiegene Fakten zugänglich und sie sicherer machen.