Wien - Die Stadt Wien hat dem Vorstoß eines eigens gegründeten Komitees, dem "Zettelpoeten" Helmut Seethaler einen Preis für interdisziplinäres Arbeiten zu verleihen, eine Absage erteilt. Dies teilte Komiteesprecher Gerhard Ruiss am Freitag in einem Mail mit. "Ob diese Jury-Entscheidung aus grundsätzlichen Erwägungen erfolgt ist, oder sich auf die spezielle Konstellation der strafrechtlichen Verfolgung von Helmut Seethaler wegen seiner Tätigkeit bezogen hat, ist dem Komitee nicht bekanntgegeben worden und ist ihm daher auch nicht bekannt", hieß es.

Seethaler, der seit Jahrzehnten seine Gedichte im öffentlichen Raum verbreitet, war erst Mitte Februar - nicht rechtskräftig - wegen Sachbeschädigung zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden, weil er den Boden vor dem Museumsquartier beschriftet haben soll. Es sei bedauerlich, dass kein einziges Zeichen des kulturellen Wien seit der Verurteilung vorliege, mit dem die Stadt zu erkennen gebe, dass die Bundeshauptstadt Platz für "das Denken und Handeln eines Helmut Seethaler" habe, beklagte Ruiss. Dem Komitee, das für eine Auszeichnung plädierte, gehören unter anderem Elfriede Jelinek, Robert Menasse, Peter Turrini und Franz Schuh an. (APA)