Seit einigen Tagen ist der Diktator Kim Jong-il nicht mehr nur im Mak, sondern auch in allen Schlagzeilen der Weltpresse. Obwohl der durchgeknallte Nordkoreaner mit der schlecht entspiegelten Brille und dem Dr.-No-Anzug bereits seit 1994 sein Unwesen als Staatschef treibt, weiß die Öffentlichkeit wenig über ihn.

Bekannt ist lediglich, dass er an Herzschwäche und Diabetes leidet, sich aber dennoch täglich zwei bis drei Flaschen Bordeaux in die Rüstung pfeift. Dass er gerne im Zug durch sein Land fährt, und zwar immer als einziger Fahrgast. Und dass er seine Gegner grausam zu foltern pflegt, indem er sie zwingt, die vierzehn Bände seiner Schriften zu Theorie und Praxis des Marxismus-Leninismus von A bis Z durchzulesen. Im Vergleich dazu fühlen sich selbst Daumenschrauben wie ein Federkissen an.

Kaum herumgesprochen hat sich dagegen, dass Kim Jong-il, wie sein Kollege Adolf Hitler, ein Führer mit österreichischem Migrationshintergrund ist. In Wahrheit heißt er auch gar nicht Kim Jong-il, sondern Karl Jong-il. Benannt wurde er nach seinem gleichnamigen Ururgroßvater Karl Jong-il, einem Mostbauern aus St. Veit an der Glan, der gemeinsam mit seinen Brüdern Franz Jong-il und Edmund Jong-il im 19. Jahrhundert nach Korea auswanderte, um dort das Glück zu suchen. Die Jong-ils hießen damals noch nicht Jong-il, sondern Waldhäusl. Erst 1910 nahmen sie eine übersetzte Form (koreanisch "Jong" - "Häusl" ; "Il" - "Wald" ) ihres Namens an.

Im Polit-Alltag verbirgt Karl Jong-il seine österreichischen Wurzeln geflissentlich. Privat frönt er begeistert der Austrophilie. Das Innere seines Zentralpalastes in Pjöngjang ist der Staatsoper nachempfunden, und seine Sauna sieht aus wie der Plenarsaal des österreichischen Nationalrats. Seine Lieblingssendung im Fernsehen ist Mei liabste Weis. Auch bei Tisch ist Karl Jong-il ganz Österreicher: Am liebsten hat er Schweinsbraten mit Knödel; dazu trinkt er Unmengen Ottakringer Bier, oft so viel, dass er dann mehr als ein Dutzend Mal aufs Jong muss.

Kein Wunder, dass angesichts dieser Austro-Vernarrtheit des "geliebten Führers" das Gerücht umgeht, Karl Jong-il strebe nach seinem Amt in Nordkorea eine Polit-Karriere in Österreich an. Seine Wunschvorstellungen: Burgenländischer Landeshauptmann oder Chef der Beamtengewerkschaft. Lasst uns inständig hoffen, dass daraus nichts wird. (Christoph Winder, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 29./30.05.2010)