Das Meinungsforschungsinstitut SORA hat nach nach der Landtagswahl im Burgenland eine Wahltagsbefragung durchgeführt. Die Ergebnisse:

Wer hat wen gewählt?

Die SPÖ konnte 2010 überdurchschnittlich stark unter Frauen punkten. In dieser Gruppe erzielte sie 56 Prozent, während sie unter Männern nur 40 Prozent erreichte. Dieser Abstand ist im Vergleich zu früheren Wahlen extrem groß. Bei den Männern konnten umgekehrt ÖVP und FPÖ positiver abschneiden, sie kamen auf 38 Prozent (ÖVP) bzw. 16 Prozent (FPÖ). Die Grünen wiederum wurden von beiden Geschlechtern in etwa gleich stark gewählt, ebenso die Liste Burgenland.

WählerInnen unter 30 gaben ihre Stimmen vor allem der ÖVP, sie ist in dieser Altersgruppe mit 37 Prozent stärkste Partei. Die SPÖ erzielte hier 29 Prozent, die FPÖ 23 und die Grünen 10 Prozent. Bei den über 60jährigen lag die SPÖ mit 58 Prozent mit deutlichem Abstand vorne, die ÖVP erreichte 35 Prozent. Die restlichen Parteien blieben in dieser Altersgruppe im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Wahlmotive

Das wichtigste Motiv der SPÖ-WählerInnen 2010 für ihre Entscheidung war der Wunsch, dass Hans Niessl Landeshauptmann bleiben solle. 73 Prozent stimmten dieser Aussage sehr zu. An zweiter Stelle der Wahlmotive folgte die Meinung, die SPÖ vertrete die persönlichen Interessen am besten (68% stimmten sehr zu) sowie das Stammwählermotiv (67% stimmten sehr zu). Ein weiterer wichtiger Entscheidungsgrund für die SPÖ war deren bisherige Arbeit in der Landesregierung. Und 55 Prozent stimmten für die SPÖ, um deren absolute Mehrheit zu erhalten. Das Asylzentrum Eberau bzw. das Auftreten der SPÖ dagegen war hingegen kein wesentliches Wahlmotiv.

Der wichtigste Grund, 2010 die ÖVP zu wählen, war für ihre AnhängerInnen das Stammwählermotiv. Rund zwei Drittel bezeichneten dieses als sehr wichtig. 60 Prozent gaben als Grund für ihre Entscheidung an, dass die SPÖ die absolute Mehrheit verlieren solle. Dahinter folgten in der Reihung der Wahlmotive die Interessensvertretung (55%) und die Kompetenz der Partei in Wirtschaftsfragen (52%).

Das Auftreten gegen Zuwanderung war das meistgenannte Motiv für eine Stimme für die FPÖ, 72 Prozent bezeichneten es als sehr wichtig. Eine große Rolle spielte weiters die Einschätzung, dass die FPÖ auf die wichtigen Themen setze und der Wunsch, dass die Partei in die Landesregierung kommen solle. Das Kippen der absoluten Mehrheit der SPÖ war für rund 64 Prozent der FPÖ-WählerInnen ein sehr wichtiges Motiv.

Den direkten Vergleich der Spitzenkandidaten konnte Hans Niessl deutlich für sich entscheiden, 58 nannten seine Person als sehr wichtiges Wahlmotiv. Auf dem zweiten Platz landete Franz Steindl mit 35 Prozent, dahinter folgte Johann Tschürtz mit 32 Prozent.

Die Wahlmotive für die Grünen und die Liste Burgenland können aufgrund der geringen Fallzahl für beide Parteien nicht gesondert ausgewiesen werden.

Wahlkampfthemen

Das wichtigste Thema für die BurgenländerInnen bei ihrer Wahlentscheidung 2010 war das Problem der Arbeitslosigkeit. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass dieses Thema für sie sehr wichtig sei. Ebenfalls wichtig waren Sicherheit (60%) und – mit etwas Abstand – der Umweltschutz und das Setzen auf erneuerbare Energien (51%). Aktuelle Themen wie etwa der Assistenzeinsatz des Bundesheeres an der Grenze (34%) oder das Asylzentrum Eberau (33%) spielten demgegenüber nur für rund ein Drittel der Befragten eine sehr wichtige Rolle.

Im Wahlkampf diskutierte Veränderungen wie etwa die Verkleinerung des Landtages, die Abschaffung des Proporzes oder die generelle Diskussion um den Erhalt oder Verlust der absoluten Mehrheit der SPÖ hatten ebenfalls nur geringe Bedeutung.

Wichtigste Motive der NichtwählerInnen für ihre Entscheidung war die Meinung, dass sich durch die Wahl im Burgenland nichts ändern werde (18% stimmten sehr zu). Gleichauf lag das Motiv, dass keiner der Kandidaten ansprechend sei, knapp dahinter folgte die Enttäuschung über die bisher gewählte Partei (15%). Unattraktive Parteien und generell mangelndes Interesse an der Wahl spielten ebenfalls eine Rolle für die NichtwählerInnen. (red, derStandard.at, 30.5.2010)