"Play Zero": Man darf sich in St. Pölten auf eine ganz besondere zeitgenössische Jugend-Oper freuen.

Foto: Festspielhaus St. Pölten

Play Zero ist ein Opern-Experiment in völlig neuer Größenordnung: Eine Sample-Oper für Orchester, Tanz, Parkour, Schauspiel und Videokunst - ein Stück für Profis und Laien. "Sampling" ist an und für sich eine althergebrachte Technik in Musik und Malerei: durch das Zusammenführen von ursprünglich nicht zusammengehörenden Kompositionen entsteht ein neues Werk - ein Pasticcio.

Übersetzt in Zeit und Stil Wolfgang Mitterers, einem der innovativsten und vielseitigsten Komponisten der Gegenwart, bedeutet "Sampling" souveränes Spiel mit Sounds, Bildern, Geschichten und Figuren. Auf virtuose Weise spannt er Gegensätzliches zusammen und macht es so zu musikalischen Ereignissen. Gleichzeitig erschaffen die Videoprojektionen von Victor Morales ständig neue Raumkontexte. Auch im Rahmen der Handlung des Stückes - das Libretto stammt von Eberhard Petschinka - prallen Welten aufeinander, fallen übereinander her und verschwimmen schließlich ineinander. Am Ende steht eine Frage: "Was ist noch real, was bereits virtuell?"

Im Rahmen der Auftragskomposition des Festspielhaus St. Pölten, spielt Wolfgang Mitterer mit Mitteln der klassischen Oper sowie der elektronischen Musik unter Anwendung verschiedener Sampletechniken. Das Ensemble, zusammengesetzt aus Profis und Laien - darunter zahlreiche Jungendliche - aus den Bereichen Tanz, Musik/Gesang und Parkour / Freerunning (Austrian Freestyle Foundation) bewegt sich in einer Welt der Computerspiele, der Avatare und schließlich gar nicht mehr so virtuellen Kriegs. Es spielt das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung von Peter Rundel. Die Sampleoper "Play Zero" ist in ihrer Form und ihrem Inhalt nach der folgerichtige Schlussakkord der ersten Spielzeit von Joachim Schlömer am Festspielhaus St. Pölten.

Ein Science-Fiction - Action-Thriller

In der Geschichte programmiert die junge Computerspiel Spezialistin Axia ein Game, in dem Gut und Böse gegeneinander um die Weltherrschaft antreten. Der Erfolg scheint ihre Träume und Ideale zu korrumpieren, die Welt des Geldes und der Macht greifen wie eine zweite Spielebene in ihr Leben und das Computerspiel ein. Virtualität und Realität verschmelzen immer mehr und die ganze Geschichte entwickelt sich zu einem riesigen Gesamtsample aus Film-, Geschichts,- Opern, - Elektronik- und Computerspiel- Sampeln. Ähnlich wie in dem Film Matrix bleibt zum Schluss die Frage, was war zuerst? Die Welt der Ideen in unseren Köpfen über die Realität oder die Realität, die die Welt der Ideen in unseren Köpfen bestimmt? Der Gedanke oder der Sample oder der gesampelte Gedanke?

Das Ausgangsmaterial in Wort und Noten verspricht eine rasante und abwechslungreiche Vorstellung, die mit den Grenzen des Virtuellen und Phantastischen sehr Actionreich spielt, ohne sich an die Kultur der Videoclips anzubiedern. Ein Parforceritt als Welturaufführung auf der grossen Bühne des Festspielhaus St. Pölten. Eine Oper, die keine Oper im klassischen Sinne sein wird!