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 Peter Weibel, Selbstportrait als Anonymus (1967)

Foto: DER STANDARD / Archiv

Irgendwie schon erstaunlich: Der Freundeskreis wächst mit einer Rasanz, als sei er der kugelrunde Leib eines Schneemannes, den man den Hügel hinabrollt.

Denn ab einem gewissen Zeitpunkt beginnt sich die Sache zu verselbstständigen. Man braucht gar nicht mehr viel dafür zu tun, lediglich Anfragen bestätigen.

Der Facebook-Freundeskreis würde ja noch viel schneller wachsen, wenn man sich nicht zum Prinzip gemacht hätte, Anfragen von Menschen, die man wirklich noch nie gesehen hat oder die einem beim besten Willen nichts sagen, per Tastendruck zu ignorieren. Was mitunter die Ignorierten ignorieren: Sie erneuern ihre Anfragen mit schöner Regelmäßigkeit.

Wenn man im virtuellen Sammelalbum Gesichter sammeln will wie Panini-Pickerln, empfiehlt es sich natürlich, die vom Computer generierten Vorschläge zu studieren: erstaunlich, auf wen man da stoßen kann. Und man ertappt sich dabei, selbst Anfragen zu verschicken.

Mit Peter Weibel befreundet zu sein, gelingt aber nicht. Denn der Computer meldet: "Leider hat dieser Nutzer bereits zu viele Freunde."

Kein Malheur: Mit Peter, dem grandiosen Tausendsassa, braucht man sich in der Regel nichts auszumachen; man trifft ihn, wenn es passt. 

Und man ist verdutzt: Schon wieder bildet er die Avantgarde. Denn irgendwann werden alle zu viele Freunde haben. Zumindest auf Facebook. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.06.2010)