Wien - Stärker als bisher angenommen hat die Ungarnkrise in der vergangenen Woche auch Österreich getroffen. Führende Politiker der regierenden Fidesz-Partei hatten am letzten Donnerstag ja von Leichen im Keller des Budapester Finanzministeriums gesprochen und vor einer Verdopplung des Staatsdefizits gewarnt.

Die Finanzmärkte reagierten allergisch, Bankenkurse stürzten kräftig ab. Auf Talfahrt gingen aber nicht nur Bankaktien, auch Österreich geriet wegen des großen Ostengagements der heimischen Banken erneut in den Blickpunkt der Anleger. Die Aufschläge auf zehnjährige Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Papieren kletterten massiv in die Höhe und erreichten den höchsten Stand seit April 2009 als die Unruhen rund um Osteuropa auf dem Höhepunkt waren.

"Massiver Sprung"

Der Spread 10-jähriger österreichischer Staatsanleihen zu deutschen Bonds lag am Dienstag bei 88 Basispunkten, das ist mehr als doppelt so viel wie zuletzt üblich. Noch Ende Mai waren es nur 32 Basispunkte gewesen. Allerdings ist die Rendite für deutsche Anleihen in den letzten Tagen leicht zurückgegangen, weil viele Anleger in die sicheren Papiere flüchten. Dies hat den Effekt bei den Aufschlägen nochmal verstärkt.

Angezogen haben auch die Kosten für Kreditausfallversicherung auf österreichische Anleihen. Sie waren seit Juli 2009 nicht mehr so hoch wie derzeit. Analysten der RZB sprachen von einem "massiven Sprung". "Die Turbulenzen in Südeuropa haben Österreich weniger tangiert, aber die Probleme in Ungarn treffen uns unmittelbar", hieß es bei Raiffeisen. Dennoch konnte Österreich am Dienstag eine Anleihe in Höhe von 1,65 Milliarden Euro (Laufzeit 2018 und 2021) am Markt platziert. (szi, DER STANDARD, Printausgabe, 9.6.2010)