Wien - Nach der mutmaßlichen Veruntreuung von insgesamt vier Millionen Euro an kommunalen Sanierungsgeldern wird es auch bei Wiener Wohnen Konsequenzen geben. "Wir werden sicher die Kontrolle nachjustieren", erklärte ein Sprecher von Wohnbaustadtrat Werner Faymann (SP) am Dienstag. Wobei noch offen ist, inwieweit die Kontrollschraube angezogen wird.

"Gezielte und regelmäßige Stichproben"

"Das Minimum werden gezielte und regelmäßige Stichproben sein", hieß es im Büro Faymann. "Das andere Extrem wäre, wenn die gesamte Verrechnung zu Wiener Wohnen kommt und von dort direkt die Firmen mit den Sanierungsaufträgen beauftragt werden. Die Baubetreuer würden dann nur die technische und fachliche Abwicklung vornehmen."

Diese Variante würde aber auch ein Mehr an Beamten und interner Kontrolle bedeuten. Jetzt gelte es abzuwägen, welche Lösung Kosten-Nutzen-mäßig am besten ist.

Wie DER STANDARD berichtete, hatte der Geschäftsführer eines Baubetreuers, der im Auftrag der Stadt die Sanierung von Gemeindebauten abwickelt, über Jahre hinweg insgesamt vier Millionen Euro abgezweigt, um seine Spielschulden bezahlen zu können.

Schaden

Den Mietern sei dabei kein Schaden entstanden, sondern nur der Stadt, wird seitens Faymanns betont. Jetzt gelte es aber auch sicherzustellen, dass jene Aufträge die das betroffene Unternehmen noch in Arbeit hat, ohne weitere Komplikationen abgewickelt werden können.

Betroffen sind drei Gemeindebauten, die in Arbeit sind: Malfattigasse 1-5 in Meidling, Linzerstrasse 154-158 in Penzing und Pfenninggeldgasse 6-12 in Ottakring. "Ziel ist es, dass die Sanierungen ohne Verzug durchgeführt werden können", wird im Büro Faymann versichert.

Der bisherige Baubetreuer könnte nun die Sanierungen selbst zu Ende führen. Oder die Aufträge werden direkt über die Konten von Wiener Wohnen abgewickelt. Der verdächtigte Geschäftsführer hatte angeboten, ein Viertel des fehlenden Betrages umgehend zurückzuzahlen; er habe im Zusammenhang mit einer Schlossrenovierung im Burgenland selbst Honorarforderungen gegen einen arabischen Scheich. Die Vertreter der Stadt sind skeptisch. (Roman Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 16.4.2003)