Hamburg - Schatzsucher bekommen glänzende Augen: Auf dem Grund der Weltmeere lagern riesige Mengen Gold, Silber, Diamanten und andere Kostbarkeiten - und ein Meeresgeologe hat im Fachmagazin Science nun auch noch die dazugehörige Schatzkarte veröffentlicht, die genau über die Fundorte informiert. Es handelt sich allerdings nicht um Schätze versunkener Schiffe, sondern um natürliche Mineralvorkommen.

Besonders häufig, dies zeigt die Karte, liegen die Schätze in der Nähe von "Schwarzen Rauchern". Diese beinahe unerschöpflichen Mineralquellen existieren an mehreren Hundert Stellen in den Ozeanen. Aus den hochhausgroßen Schloten brodeln in etwa 400 Grad heißem Wasser gelöste chemische Verbindungen von Schwefel und Metallen, die ringsherum Erzlager bilden.

Abgelagerte Erze

Die Raucher entstehen, wenn Meerwasser durch Risse in die Erdkruste sickert. Fast ausschließlich befinden sie sich daher an den Grenzlinien der Erdplatten. Das versickerte Meerwasser wird aufgeheizt, vermischt sich mit Mineralien und Schwefelwasserstoff, schießt nach oben. In einer Sekunde können die Geysire mehr als zehn Kilogramm Materie emporschleudern.

An einigen Stellen haben sich im Laufe von Jahrtausenden Millionen Tonnen Erze abgelagert - Gold, Silber, Kupfer, Zink, Eisen und Mangan. Allein das Erzvorkommen "Atlantis II" im Roten Meer wird auf 100 Millionen Tonnen geschätzt. Darin enthalten sind 50 Tonnen Gold, 6000 Tonnen Silber, 500.000 Tonnen Kupfer und 2,5 Millionen Tonnen Zink.

Unterseeberg mit Goldgehalt

Vor der Küste von Papua-Neuguinea stießen deutsche Forscher in 1000 Meter Wassertiefe auf einen Unterseeberg mit einem Goldgehalt von 230 Gramm pro Tonne - ein gewaltiger Claim, gelten an Land doch schon drei Gramm als abbauwürdig. Eine australische Firma sicherte sich bereits die Schürfrechte - ein Goldrausch unter Wasser.

"Die Frage ist jedoch, ob die Goldgehalte im Inneren des Berges ebenso hoch sind wie an seiner Oberfläche", sagt Sven Petersen, Mineraloge an der Technischen Universität Freiberg. Eine entsprechende Enttäuschung erlebten die Forscher schon bei der Erkundung einer goldhaltigen Lagerstätte im Atlantik südlich der Azoren. Auf seiner Oberfläche ist der Tiefseeberg namens Tag extrem erzhaltig. Bohrungen indes ergaben, dass schon in wenigen Metern Tiefe kaum noch Gold vorkommt. Doch auch wenn mehr Edelmetall vorhanden wäre, komme laut Petersen ein Abbau aufgrund der großen Meerestiefe von 3600 Metern nicht infrage. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Printausgabe, 18.4.2003)