Ein "Déjeuner tête-à-tête" von 1810 aus der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur, Epoche Sorgenthal - dargestellt (vom Porzellanmaler Martin Fromhold) ist eine Wien-Ansicht vom Belvedere.

Foto: Liechtenstein-Museum / Marton Museum, Zagreb

Wien - Über einen Umweg via Kroatien und Liechtenstein haben Prachtexemplare der Wiener Porzellanmanufaktur (1744-1864) für eine Museums-Schau zurück in die Porzellangasse in Wien-Alsergrund gefunden: Bis zum 9. November zeigt der kroatische Sammler Veljko Marton in der klassizistischen Bibliothek des Liechtenstein Museums unter dem Titel "Prachtware" rund 200 Stücke seiner Porzellane des Wiener Klassizismus. Der Begriff "Prachtware" ist dabei ein alter; er wurde von Direktor Conrad von Sorgenthal um 1790 geprägt - für jene Porzellane der Wiener Manufaktur, die mit besonders reicher Vergoldung, besonders intensiver Farbigkeit oder besonderer Verarbeitungssorgfalt zu wahren Kunstwerken wurden.

Daheim, im 2003 zum ersten Privatmuseum des Landes umgewidmeten Familienwohnsitz in Samobor bei Zagreb, gibt es nochmals viermal so viele Stücke der Wiener Porzellanmanufaktur. "Es ist vermutlich die viertgrößte diesbezügliche Sammlung der Welt", meinte Marton bei der Presseführung am Montag und freute sich, dass dem Thema Porzellan heuer anlässlich des Jubiläums "300 Jahre Meissen" viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. "Ich finde, dass das Wiener Porzellan nicht die Stelle eingenommen hat, die der Wiener Manufaktur gebührt. Die Qualität ist einfach umwerfend."

Persönliche Führungen im Herbst

Der polyglotte ehemalige Tennisprofi und heutige Unternehmer hatte bei seinen Sammlungsaktivitäten zunächst vor allem historische Gläser im Auge, ehe er Geschmack am Porzellan fand, an dekorativen Tafelporzellanen, Schaustücken und Porzellanfiguren. "Man kann auch heutzutage auf Flohmärkten oder in kleinen Geschäften einiges finden", schilderte Marton, der vom Erfolg einer Sammlungsausstellung im Zagreber Museum für Kunst und Gewerbe, die im Jahr 2002 über 25.000 Besucher anzog, zur Gründung seines eigenen Museums angespornt wurde: "Man muss sich nur auskennen und wissen, was man sucht."

Wer Marton selbst treffen will, wird auf den Herbst verwiesen: Am 13. September führt Kuratorin Claudia Lehner-Jobst mit dem ehemaligen Daviscup-Spieler ein Sammlergespräch in der Bibliothek unter dem Titel "Spiel, Satz und Sieg - die Lust an der Trophäe". Und am 2. Oktober führt Marton durch die Ausstellung und gibt anschließend "im gemütlichen Rahmen des Rubens Restaurants exklusive Einblicke in seine Sammlung", wie es in der Ankündigung des Rahmenprogramms heißt. Die nächsten thematisch verwandten Ausstellungen im Liechtenstein Museum folgen dann Anfang Dezember und sind dem Prunkservice des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen und der Wiener Porzellanfigur in der Regierungszeit Maria Theresias gewidmet. (APA)