Wien - Das Jubiläum ist eigentlich keines. Denn der erste österreichische Auslandseinsatz - 1960 im Kongo - war keine offizielle Mission des Bundesheeres. Die Soldaten und Sanitäter, die in tropischen Breiten ein Feldspital erbauten, mussten zuerst karenziert werden, bevor sie sich dem UN-Mandat zur Friedensschaffung in der ehemaligen belgischen Kolonie unterstellen konnten. Erst 1965 wurde mit dem Entsendegesetz der rechtliche Rahmen geschaffen, um Soldaten des neutralen Österreich in fremde Gefilde zu verschicken.

"Wir haben uns auch vor heiklen Missionen nicht gedrückt", resümierte Verteidigungsminister Norbert Darabos bei der Eröffnung einer Jubiläumsausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien am Dienstag. Diese hat einen merkbar patriotischen Impetus. "Wir haben in den letzten 50 Jahren Großartiges geleistet" , sagte Christian Hatschek, der Kurator der Ausstellung. Die Schau soll einen Bogen von den "Auslandseinsätzen" der Habsburger-Monarchie bis zur Gegenwart spannen.

Balkan-Macht Österreich

Durch seine Auslandseinsätze sei "Österreich als internationaler Player sichtbar", sagte Darabos. Etwa 90.000 Soldaten hat Österreich in den letzten fünf Dekaden in Krisenregionen entsandt. Die Regierung wolle ein Bekenntnis zur Fortsetzung seiner Auslandseinsätze ablegen. Besonders durch seine Einsätze auf dem Westbalkan zeige das neutrale Österreich Solidarität mit der Region. Derzeit hat das Bundesheer noch 161 Soldaten in Bosnien-Herzegowina stationiert. Bis Juli 2009 soll die Zahl auf 400 aufgestockt werden, da es in letzter Zeit einige "überhastete" Truppenabzüge anderer Länder gegeben habe, so Darabos. Ohne österreichischen Beitrag wäre die gesamte Mission von ihrer Qualität her gefährdet gewesen.

Weitere 439 Männer und Frauen des Bundesheers stehen im Kosovo. Dort kontrolliert die österreichische Schutztruppe rund ein Neuntel der Fläche des Landes; sie leiste damit einen "substanziellen Beitrag" zur Wahrung der Sicherheitslage in der ehemaligen Provinz Jugoslawiens, sagt der Wiener Politologe Vedran Džihić dem Standard. Österreich müsse sich jedoch überlegen, wie lange der Truppeneinsatz dort noch sinnvoll sei. Die Regierung hat aber keine unmittelbaren Pläne zum Abzug. Die Sparpläne der Regierung sollen auch in Zukunft keine Auswirkung auf die Auslandseinsätze haben, kündigte Minister Darabos an.

Schwächeres Engagement

In den vergangenen Jahren habe sich das Engagement Österreichs deutlich abgeschwächt, sagt Džihić. Die Regierung ruhe sich auf "altem Ruhm" aus. Österreich habe durch seinen verdienstvollen Einsatz in der Region einen "Vertrauensvorschuss" erwirtschaftet, der aber nicht für immer reiche. "Die österreichische Außenpolitik wirkt heute wie eine Fortsetzung der Wirtschaftspolitik mit anderen Mitteln." Österreich fehle es an einer "durchsetzungsfähigen Außenpolitik". (Alexander Fanta, DER STANDARD, Printausgabe, 16.6.2010)