Graz - Die Grazer SPÖ wird in Zukunft von einer Frau geführt. Stadträtin Elke Edlinger löst Wolfgang Riedler, der die Partei nach der Wahlniederlage vor zwei Jahren übernommen hatte, nach einer Kampfabstimmung Freitagabend am Parteitag ab. Sie gewann die Auseinandersetzung mit einem hauchdünnen Vorsprung von 51,16 Prozent.

Stadträtin Elke Edlinger hatte Parteichef Wolfgang Riedler herausgefordert und eine Abstimmung um den Parteivorsitz erzwungen. Vor den Hunderten Delegierten hatte sie mehr Tempo von der Partei eingefordert. Die Regenerierung nach der desaströsen Wahlniederlage vor zwei Jahren gehe zu langsam, es fehlten noch immer klare Positionen der Partei. Im Herbst stehe die Wiederwahl von Franz Voves auf dem Spiel, 2013 die Gemeinderatswahl ins Haus. Es müsse rasch gehandelt werden, die SPÖ aber komme mit Wolfgang Riedler nicht vom Fleck. Dieser hielt entgegen, alles laufe nach Plan, die SPÖ in Graz stünde nicht so schlecht da wie behauptet. Riedler versuchte in seiner Rede das zu machen, was seine Parteifreunde seit zwei Jahren von ihm erwarten: Er zeigte sich offensiv, attackierte VP-Bürgermeister Siegfried Nagl scharf und warf ihm "unglaubliche Machtgier" vor. Riedler versuchte seine Kritiker auf die Seite zu ziehen, lobte deren Arbeit und schlug die Brücke zur noch immer mächtigen Gewerkschaft.Vergeblich.

SP-Landeshauptmann Franz Voves hatte es vorgezogen, dem Ereignis fernzubleiben. Vielleicht ist ihm auch dringend dazu geraten worden, nicht beim Parteitag vorbeizuschauen. Denn bei seinem Temperament wäre nicht auszuschließen gewesen, dass ihm dort das Heferl übergegangen wäre. Denn dass seine Grazer Parteifreunde so kurz vor der Landtagswahl einen selbstmörderischen Machtkampf zelebrierten, kann ihm wesentliche Chancen für eine Wiederwahl kosten. (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 19.6.2010)