Fünfter Nachfolger des 1950 lancierten "VW Bus", seines Zeichens Erfinder des Minivans, noch lange ehe diese Autos so hießen.

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Volkswagen

Grafik: DER STANDARD

Man weiß ja nie, was kommt. Ein Nissan Note? Ein Kia Ceed Kombi? Oder gar ein Skoda Roomster? Das Leben eines Autotesters kann so aufregend sein. Der nächste Kandidat, ein VW T5 Caravelle, sah auf dem Papier nicht wirklich spektakulär aus, vor allem, wenn man schon einmal die Gnade hatte, einen Ford Focus Econetic II am Limit zu bewegen.

Hinter der Bezeichnung T5 steckt natürlich nichts anderes als der landläufig bekannte VW Bus, nun in seiner aktuellsten Form, auf rund 4,90 m angewachsen und so zivilisiert, dass man ihn in eine Reihe mit den Family-Vans stellen könnte. Wenn er nicht noch größer wäre. Die Ausstattung Comfortline bemüht sich mit Erfolg, der Caravelle alles Nutzfahrzeughafte, das der Baureihe genetisch innewohnt, gründlich auszutreiben, und hat man einmal den Fahrersitz über die Stufe erklommen, blickt man wohlgefällig auf eine vertraute, zeitgemäße Armaturenlandschaft und auf die Welt da unten, wie sie sich müht und strebt.

Auch wenn man vielleicht von außen nicht so gesehen wird, fühlt man sich in der Caravelle erhaben und gut aufgehoben in einer Gemütlichkeit, die aus der Qualität und der Funktionalität des Autos erwächst. Und aus der Gewissheit, alles zu packen, was immer da kommt. Erstens ist man in diesem Fall mit dem 4motion-Allradantrieb gerüstet, hat zweitens Platz für eine halbe Schulklasse auf drei Reihen und drittens die Möglichkeit, wenn man eine starke und willige Gattin hat, die Sitzbänke auszubauen und aus dem Auto zu tragen, um vielleicht einen Bauernkasten einzuladen, der einem über den Weg läuft.

Irgendwo kaum hörbar verrichtet der 140-PS-Common-Rail-Diesel sein Werk, das dazu reicht, gelassen im Verkehr mitzuschwimmen und auf der Autobahn eine mehr als akzeptable Durchschnittsgeschwindigkeit in den Tempomat zu diktieren. Und die Caravelle ist beileibe nicht sperrig zu nennen, lässt sich leicht manövrieren bei guter Übersichtlichkeit und mit der Hilfe von Parkpiepsern vorne wie hinten. Wer also mehr als eine Normfamilie hat, ist mit der Caravelle, die übrigens als Multivan ins Luxuriöse steigerbar ist, gut beraten.

Allerdings sollte man auch mehr als einen Normjob haben, denn mit all den Goodies findet man sich in lichten Preishöhen von 54.912 Euro und 69 Cent wieder. Da sind aber die Becherhalter und erwähnte Extras samt Climatronic und Radio/CD schon dabei.

Wer nun glaubt, die Größe und Allmacht müsste an der Tankstelle bitter bezahlt werden, irrt. Die Caravelle verbraucht bei legerer Fahrweise um die neun Liter auf 100 km, oft steht sogar ein 8er vor dem Komma. Und rasen will man mit dem Kasten auf Rädern ohnehin nicht, was ein prall gefüllter Passagierraum auch dankbar zur Kenntnis nimmt. (Andreas Hochstöger/DER STANDARD/Automobil/18.06.2010)