Wissenschaftsministerin Beatrix Karl weiß jetzt, warum Österreichs Hörsäle überfüllt sind. Nicht weil es zu wenig Studienplätze gibt, nicht weil das Budget in den nächsten Jahren wieder gekürzt wird, sondern weil die Studierenden nicht imstande sind, das richtige Studium für sich auszuwählen. Deshalb startete das Wissenschaftsministerium eine "Informationskampagne" mit dem klingenden Namen "MINT statt Masse".

In einer ersten Anzeige im Gratisblatt "heute", die übrigens von null Prozent der AkademikerInnen als beste Zeitung betrachtet wird, informierte Ministerin Karl die Studienanfänger darüber, dass sozialwissenschaftliche Fächer und Wirtschaftsstudien besonders überfüllt sind. Ganz was Neues. Sie sollten sich lieber in die weniger besuchten, dafür am Arbeitsmarkt häufiger nachgefragten "MINT"-Studienfächern, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik inskribieren.

Es wird nicht reichen, die Studierenden einfach von einer Studienrichtung in die andere zu verschieben, um die Universitäten zu entlasten. Ganz abgesehen davon, kommt Karl anscheinend nicht darauf, dass sich vielleicht besonders viele Studierende für die sogenannten "Massenfächer" interessieren und deshalb diese Fächer studieren. Der viel logischere Schritt wäre die Schaffung von mehr Studienplätzen.

Eine Wissenschaftsministerin, die diesen Namen verdient, sollte besser eine Informationskampagne im Finanzministerium starten und von ihrem Parteikollegen Josef Pröll mehr Geld für die Universitäten verlangen. Dass Bildung das wichtigste Kapital einer Volkswirtschaft ist, sollte sich dort eigentlich schon herumgesprochen haben. Die Regierung sollte die große Nachfrage der Studierenden nach bestimmten Fächern nicht als Irrtum abtun, sondern erfüllen. (Lisa Aigner, derStandard.at, 23.6.2010)