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Das Archivbild vom Mai 2007 zeigt einen Hirtenjungen in Mali mit seiner Herde. Ein internationales Forschungsteam fordert, die genetische Vielfalt afrikanischen Viehs rasch in Bio-Banken zu speichern.

Foto: APA/EPA/NIC BOTHMA

Nottingham - Die genetische Vielfalt von afrikanischem Vieh müsse rasch in Bio-Banken gespeichert werden, fordern Forscher in einem "Science"-Artikel. "Die in Afrika vorhandenen nativen Zuchten haben sich den zum Teil sehr schwierigen Lebensbedingungen gut anpassen können", so Studien Co-Autor Olivier Hanotte, Professor für Genetik an der University of Nottingham in England. Für das sichere Überleben sei eine solche Bio-Bank von größter Wichtigkeit.

"Indigene Zuchten sterben auch in Afrika aus, weil Bauern sehr oft zu 'exotischen' Rindern greifen, die aus Industrieländern kommen", erklärt der Experte. Ähnlich wie auch bei Pflanzen müssen daher unbedingt Bio-Datenbanken errichtet werden, in denen diese Tiere für die Nachwelt erhalten bleiben", so Hanotte. Die Genome der afrikanischen Rinder seien nicht nur für die Afrikaner selbst von Wichtigkeit, sondern für alle Erdbewohner. "Die Geschwindigkeit, mit der diese indigenen Zuchten verschwinden, ist jedenfalls sehr schnell."

Anpassung

"Vor 6.000 bis 8.000 Jahren ist domestiziertes Vieh wahrscheinlich vom Nahen Osten nach Afrika gekommen", so Hanotte. "Seit dieser Zeit haben sich die Tiere, bei denen auch Zebus im Stammbaum vorkommen, immer besser an die harten Lebensumstände wie Trockenheit und zahlreiche Parasiten angepasst und geben dennoch Milch." Das Erbgut dieser Tiere sei damit einzigartig.

"Weltweit gibt es einen steigenden Bedarf an Vieh. Um diesen zu decken, werden Rinder aus Industrieländern, die auf hohe Produktivität gezüchtet sind, nach Afrika gebracht", erklärt Hanotte. Der große Teil dieser Tiere sei allerdings ungeeignet, mit den Bedingungen in ihrer neuen Heimat zurechtzukommen. "Um ihnen das Überleben zu sichern, müssen ähnliche Bedingungen geschaffen werden wie in Europa. Dazu muss das gesamte landwirtschaftliche Produktionssystem geändert und das europäische System nachgeahmt werden." Das wäre der größte Fehler, den man begehen könne. Denn hierbei würden wertvolle pflanzliche Lebensmittel statt als Nahrung als Viehfutter verfüttert.

Bedeutung

"Die afrikanischen Rinder könnten für den weltweiten Landwirtschaftssektor von Bedeutung werden", erklärt der Forscher. "Bei europäischen Zuchten sind viele Adaptions-Merkmale verloren gegangen. Ein typisches Beispiel sind etwa Resistenzen gegen bestimmte Magen- und Darmparasiten in kleinen Wiederkäuern." Einerseits könnte man diese mit Arzneimitteln beseitigen, andererseits gibt es einige afrikanische Sorten, die dagegen resistent sind.

Ähnlich verhalte es sich auch mit der Anpassung an das heiße und vielfach lange trockene Klima. "Das Vieh hat es geschafft, sich trotz dieser Bedingungen zu halten, Milch zu produzieren und sich zu reproduzieren." Das bedeute, dass diese Tiere jenes Gen-Material liefern, das Zuchterfolge in nachhaltiger Art und Weise verbessern kann.

Bisher habe es Genforschung in der Landwirtschaft ausschließlich in der industrialisierten Welt gegeben. "Dabei hat man wohl verabsäumt, die Forschungsschwerpunkte auf Afrika auszuweiten - und das, obwohl wir selbst in Europa die große Mehrheit der genetischen Grundlagen von Vieh verloren haben." (pte)