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Radolfzell - Der insolvente deutsche Wäschehersteller Schiesser ("Feinripp") soll gemeinsam mit dem Modemacher Wolfgang Joop an die Börse gehen. Das hat der Gläubigerausschuss der Traditionsfirma mit Sitz in Radolfzell am Bodensee entschieden, wie Insolvenzverwalter Volker Grub am Dienstag mitteilte. Der Mode-Designer werde die 1875 gegründete Firma bei Marketing, Design und visuellem Auftritt beraten. "Wolfgang Joop wird wesentlich dazu beitragen, die Marke Schiesser in ihrer Attraktivität zu stärken und zu profilieren", sagte Grub der Mitteilung zufolge.

Details der Zusammenarbeit mit Joop wurden nicht genannt. Die Planungen seien noch nicht abgeschlossen, hieß es. Offen blieb damit, ob der 65-Jährige mit eigenem Kapital bei Schiesser einsteigt. In Medienberichten war von einer Minderheitsbeteiligung die Rede gewesen.    Der seit Monaten als Favorit gehandelte Joop hat sich gegen zwei Investoren durchgesetzt, die Schiesser komplett übernehmen wollten. Schiesser verfügt aus Joops Sicht "über eine großartige Belegschaft und eine starke Marke". Das seien "zwei entscheidende Faktoren, um weiter profitabel zu wachsen", sagte er. Schon in der Vergangenheit hatte er klar gemacht, dass es nicht bei Schiesser-Unterhosen bleiben müsse. Denkbar seien auch Oberbekleidung und Freizeitmode. Vor allem aber soll der Modezar, der gerade die Geschäftsführung seines Labels "Wunderkind" abgegeben hat, das Image der hochwertig, aber als leicht verstaubt geltenden Schiesser-Produkte aufpolieren. Erste Anfänge mit modernem Design und flotten Farben sind bereits gemacht.

Das Unternehmen hatte im Februar 2009 Insolvenz angemeldet und einen Schuldenberg von 86 Mio. Euro angehäuft. Die Schweizer Eignerfamilie Bechtler wollte kein Geld mehr nachschießen. Entstanden war die finanzielle Schieflage wegen Fehlern bei der Kundenbelieferung aufgrund von IT-Problemen sowie vor allem durch unrentable Lizenzverträge, die inzwischen größtenteils aufgelöst wurden. 2009 erwirtschaftete Schiesser wieder einen bescheidenen Gewinn. Dazu trugen auch Stellenstreichungen bei.

Joop hatte zu den ersten Schiesser-Interessenten gehört. Grub hatte den Potsdamer nach anfänglichem Zögern zum Favoriten für die Fortführung des Unternehmens erklärt. Vom Börsengang erhofft sich der Insolvenzverwalter nun mehr Geld für die Gläubiger als bei einer Direktübernahme durch einen Investor. (APA)