Wien - In Österreich leben mehr Frauen als Männer in Armut, besagt die Statistik: Mehr als jede zehnte Frau ist davon bedroht. Rund 13 Prozent sind laut EU-Silc 2008 armutsgefährdet, akut betroffen rund sieben Prozent. Am häufigsten belastet sind Alleinerzieherinnen, Pensionistinnen und Frauen mit Migrationshintergrund. Die Ursachen sind ebenfalls nicht unbekannt: Unterbrochene Erwerbsbiografien, geringere Entlohnung, unbezahlte Betreuungs- und Versorgungsarbeit und Diskriminierung zählen dazu.

Auswege aus der Frauenarmut soll eine am Donnerstag vorgestellte Broschüre der Volkshilfe bieten: "Manchmal geht das schneller als man denkt: Scheidung, Krankheit oder Verlust des Arbeitsplatzes und schon befindet sich frau in der Armutsspirale. Selbst wieder herauszufinden, ist da oft sehr schwierig", sagte Bundesgeschäftsführer Erich Fenninger.

Die Broschüre "Armut ist weiblich" bietet Informationen über die Ist-Situation, zeigt politische Forderungen auf, lässt Frauen mit Armutserfahrung zu Wort kommen und schlägt mögliche Handlungsanleitungen für betroffene Frauen vor. "Wir leisten mit dieser Broschüre Bewusstseinsarbeit und bieten Hilfestellung für Organisationen und Vereine, die in ihrer tagtäglichen Arbeit mit Armut konfrontiert sind. Nicht zuletzt soll betroffenen Frauen gesagt werden: Ihr seid nicht alleine! Und es ist euer Recht, bestehende Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen", erläuterte Verena Fabris, Armutsexpertin der Volkshilfe.

Barbara Stöckl, eine der österreichischen BotschafterInnen des Europäischen Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung betont die Notwendigkeit des Engagements: "Es ist eine Schande, dass es in Europa immer noch Armut gibt, und sie ist oft weiblich. Wenn man die Augen auf macht, dann ist auch in Österreich viel Armut sichtbar. Auch wenn diese heute anders aussieht als viele von uns glauben." Dagegen müsse man etwas unternehmen, so Stöckl.

Fenninger forderte unter anderem den Ausbau von Kinderbetreuungs- und Pflegeplätzen, aber auch eine Verbesserung der finanziellen Situation von Frauen: Dazu gehörten etwa das Schließen der Einkommensschere, existenzsichernde Löhne und ein Rechtsanspruch auf ausreichende Unterstützung bei Arbeitslosigkeit, in diesem Zusammenhang sei beispielsweise die Einrechnung des Partnereinkommens bei der Notstandshilfe zu streichen.

Über die geplante Einführung der Mindestsicherung zeigte sich Fenninger erfreut - wiewohl sie mit 744 Euro unter der statistischen Armutsgefährdungsschwelle von 950 Euro liege, ergänzte Fabris. Man werde aber auch in Zukunft für eine Erhöhung eintreten, so Fenninger. Fabris appellierte außerdem an die Politik, die Beratungsstellen finanziell ausreichend auszustatten und die Mittel nicht zu kürzen. (red/APA)