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Foto: APA/EPA/JOSHUA GATES WEISBERG

Standard: Wie gefällt Ihnen die Atmosphäre der ESOF?

't Hooft: Für meinen Geschmack ist die Konferenz etwas zu groß. Ich fühle mich wie im Louvre - ich liebe das Museum, aber die Sammlung ist so groß, ich kann das nicht auf einmal ansehen.

Standard: Sie haben wichtige Forschungsarbeit im Bereich der Eichtheorien in der Teilchenphysik geleistet, wofür Sie auch den Nobelpreis bekommen haben - worum geht es dabei?

't Hooft: Eichtheorien haben mit Symmetrien zu tun: Ein Teilchen kann auch ein anderes Teilchen repräsentieren - nur dadurch, dass man sehr geringe Vertauschungen macht. So kann man etwa ein Proton wie ein Neutron verstehen. Heute wissen wir, dass all unsere Grundkräfte Eichtheorien sind.

Standard: Um auch die schwache Wechselwirkung als Eichtheorie zu verstehen, haben Sie die Existenz des Higgs-Teilchens angenommen.

't Hooft: Das Higgs-Boson ist der Missing Link. Das Feld der schwachen Wechselwirkung ist quantisiert, wie alle Felder, das heißt, es besteht aus Teilchen. Bis jetzt sind sie noch nicht entdeckt worden. Aber sie werden wahrscheinlich in den nächsten Jahren in den Teilchenbeschleunigern am Cern gefunden werden.

Standard: Es ist umstritten, ob das Higgs-Teilchen tatsächlich existiert.

't Hooft: Ich bin sehr optimistisch, dass man es finden wird. Es könnte aber sein, dass es mehr als nur ein Higgs-Teilchen gibt. In diesem Fall ist es sehr schwierig, sie zu finden, weil man ihre genauen Eigenschaften dann nicht kennt.

Standard: Müssen wir uns vom Standardmodell der Teilchenphysik verabschieden, wenn das Higgs-Teilchen nicht gefunden wird?

't Hooft: Wenn wirklich keines davon gefunden wird, wäre das etwas sehr Mysteriöses. Ohne das Higgs-Feld passen die Theorien nicht zusammen. Doch wenn es das Higgs-Teilchen nicht gibt, muss es andere Teilchen geben, die das Problem erklären. Da muss etwas sein.

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. Juli 2010)