So ein Ringelspiel ist a Hetz, hat die Oma immer gesungen, und kost net vül. Die Waltraud Haas hat aus dem wöchendlichen Fernseher gegen die Stimmgewalt der Großmutter genauso wenig Chancen gehabt, wie die ein normaler Bausparvertrag gegen einen besseren Praterbesuch heute hat. Wer sich im Casino leicht verzockt, dem wird schneller schlecht als in der Menschenzentrifuge nach drei Langos und einem abgelaufenen Vanilleeis.

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Zum Aktionspreis von 4.499 Euro - Listenpreis 4.800 Euro - bekommt man bei Piaggio jetzt ein Fuhrwerk, das die tägliche Fahrt in die Arbeit zum Ringelspiel werden lässt. Der Carnaby Cruiser 300 geht wie der Alpenblitz und die Cortina Bobbahn zusammen. Gut, so kultig wie die Vespas schaut er nicht aus. Er ist also weniger der Prater, nicht Disneyworld, sondern vielleicht der Böhmische Prater. Weniger Trara, weniger Tanz, aber irgendwie besser.

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Irgendwie besser zu sein, ist für den Carnaby aber leicht, rollert er ja auf 16 Zöllern durch die Stadt. Das bringt mehr Pluspunkte beim Handling als er beim Kultfaktor abgeben muss. Schade, so gesehen, dass Kultpunkte hierzulande doppelt und dreifach zählen.

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In Italien wird da ein bisserl drauf gepfiffen, was Kult ist. Die Italiener geben den Kult ja vor. Dort ist es wurscht, ob du mit der Vespa vorm Lunapark einreitest, oder mit dem Carnaby. Denen ist es auch wurscht, ob der Roller 50 oder 300 Kubik hat. Wichtig ist, dass er abgeschunden ist, und dass das Schloss schwerer ist als die Sozia.

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Wichtig ist auch, dass der Durchstieg schön tief und eben ist, damit man klass Sachen mitnehmen kann. Nicht, weil ein Italiener mit geschlossenen Knien, schön brav und züchtig am Roller sitzen will. Im Gegenteil. So ein ständig auf Hochtouren laufendes Gemächt muss permanent gekühlt werden und braucht seinen Platz - weshalb die Italiener mit weit gespreizten Beinen fahren.

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Und trotz der enormen Größe muss das vollständige Vorhandensein des Gemächts überprüft werden. Der Griff in den Schritt ist nicht, wie manche Touristen gerne glauben, eine nationaler Gruß ehrenwerter Familienangehöriger, sondern viel mehr wie das Anlegen eines Sicherheitsgurtes hierzulande: Sicher ist sicher.

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Sicher ist auch, dass man mit dem Carnaby schneller dort ist. Wo immer dort ist. Durchzwicken zwischen Autokolonnen ist kein Problem: Der Lenker ist nicht so positioniert, dass man am Ziel einen Auto-Spiegel-Handel aufmachen kann.

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Die Bremsen greifen gut und lassen sich hervorragend dosieren - was bei italienischen Rollern ja nicht immer so war: Da musste man oft schon heute Vorkehrungen treffen, wenn man morgen ohne unnötige weitere Bodenberührung stehenbleiben wollte.

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Und verdammt, praktisch ist er auch: Unter der Sitzbank wirkt das Erste-Hilfe-Packl alleine so verloren wie ein Minderjähriger mit drei Hundertern im Vergnügungspark. Zwei Helme passen aber nicht darunter. Macht aber nichts. Um den Aktionspreis von Vierahalbe knallt einem Piaggio-Importeur Josef Faber das Topcase gratis hinten drauf.

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Was die Höchstgeschwindigkeit angeht, ist die österreichische Autobahn strenger limitiert als der Vorwärtsdrang des Rollers. Laut Hersteller ist bei 125 km/h Schluss, laut Tacho aber noch lange nicht. Dabei pendelt der Carnaby nicht patschert herum und hat eine Spurtreue wie eine Märchenbahn.

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Gut, die schiarchste Hex mag er nicht zum sexy Luder machen, den faden alten Sack nicht zum rassigen Italiener, aber Rollerfeeling verbreitet er ganz locker; praktisch und schnell ist er obendrein.

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Bleibt nur ein Konkurrent: Die 300er Vespa, die er aber mit seinem Topcase in die Tasche steckt und damit Ringelspiel fährt.

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