Foto: BMLV

Wer es einmal zum Generalmajor gebracht hat, steht ziemlich weit oben in der Hierarchie des Bundesheeres. Anton Oschep hat es geschafft.

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Wer es einmal zum Generalmajor gebracht hat, steht ziemlich weit oben in der Hierarchie des Bundesheeres, da gibt es nur noch zwei höhere Ränge. An Karrieresucht kann es also nicht liegen, dass Anton Oschep die prestigeträchtige Stelle des Stabschefs beim Streitkräftekommando in Graz und Salzburg mit einem nüchternen (aber natürlich abhörsicheren) Büro in Wiens hässlichstem Amtshaus vertauscht.

Dort sitzt das streng geheime Abwehramt, dessen Chefposten ebenfalls mit einem Generalmajor zu besetzen ist. Kameraden des 1956 im Kärntner Eisenkappel geborenen Offiziers halten ihn für eine ideale Besetzung - gerade weil über ihn so wenig bekannt ist. Und das Einzige, was man zu wissen glaubt, dürfte falsch sein: Man vermutet, dass er der roten Reichshälfte zuzurechnen ist, weil sein Vorgesetzter, der Streitkräftekommandant, eben als ÖVP-nahe gilt. Aber die wenigen SPÖ-Mitglieder im Heer wissen, dass er kein Parteibuch hat. Und enge Freunde erzählen, dass Oschep es auch zu Beginn seiner Dienstzeit vermieden hat, den "kritischen Offizieren" beizutreten, der SPÖ-Vorfeldorganisation, die in den Siebzigerjahren um Einfluss unter Militärakademikern geworben hat.

Ausgemustert wurde er 1979 - das ist der Jahrgang Pasubio, dem auch der neue Heeresnachrichtenamtschef Edwin Potocnik angehört. Im selben Jahrgang war Oscheps Vorgänger im Abwehramt, Generalmajor Wolfgang Schneider, seinerzeit Lehrgruppenoffizier. Jahrgangskameraden wissen von einer über den dienstlichen Bereich hinausreichenden Freundschaft mit Potocnik zu berichten, bei der Oschep sich stets als Mann mit Bodenhaftung erwiesen habe.

So machte er still Karriere - als Analytiker hoch geschätzt vom jetzigen Generalstabschef, dem Oschep seinerzeit als Stabschef bei der Truppe diente. Seine Arbeitsweise beschreiben Mitarbeiter aus Graz so: "Er hat immer der Ebene angemessen agiert" - sprich: sich nicht in Details verloren, um die sich andere zu kümmern hätten.

Oschep lernte das Bundesheer in ganz unterschiedlichen Funktionen kennen, unter anderem zwei Jahre als Geheimdienstoffizier im Nachrichtenamt. Er vertrat das Heer als Attachée in Rom und beim Streitkräftekommando in Ulm, wo er auch seine zweite Frau, eine Deutsche, kennenlernte. Geheiratet wurde vor 13 Monaten - in Wien will das Paar zusammenziehen. In der einem Geheimdienstler angemessenen Diskretion. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 14.7.2010)