PlayStation Move wird am 15. September erscheinen.

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Sports Champions

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Start a Party

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Nachdem Microsoft am Montag seine Kamerasteuerung "Kinect" in Wien präsentierte, stellte am Dienstag Sony seinen im September kommenden Motion-Controller "PlayStation Move" für PlayStation 3 vor. Wie berichtet, stellt Move eine Kombination aus "PlayStation Eye"-Kamera und einem bewegungssensitiven Controller dar. Der Controller integriert drei Sensoren zur Ermittlung der Lage, Beschleunigung und Ausrichtung sowie einen Leuchtball an der Spitze, der von der Kamera dreidimensional und millimetergenau erfasst werden kann. Der Hersteller mischt und erweitert somit Funktionen, die bereits von EyeToy und Nintendos Wii bekannt sind und will damit Spielerlebnisse verschiedenster Art - vom Shooter bis zum Party-Game - auch für geübte und nichtgeübte Spieler ermöglichen. Zur Pressevorstellung stand eine Handvoll der zum Marktstart verfügbaren Titel zum Testen zur Verfügung, wenngleich darauf hingewiesen muss, dass sich sämtliche gezeigten Werke noch in Entwicklung befinden.

Es funktioniert, aber wie?

Bevor es spielerisch zur Sache ging, veranschaulichte EyeToy- und Move-Erfinder Richard Marks die Fähigkeiten des Motion-Controllers anhand einiger Technologie-Demos, die Entwicklern zu Anschauungszwecken zur Verfügung gestellt werden. Um die Präzision zu verdeutlichen, rief Marks unter anderem ein Malprogramm auf und schrieb auf scheinbar ganz natürliche Weise seinen Namen auf den Bildschirm. Fungiert Move wie hierbei als Pointer, gibt es keine ungewollten Verwacklungen. Die Bewegungen der Hand werden exakt widergespiegelt. Der Leuchtball dient in diesem Fall nicht nur als Pointer, sondern ändert auch je nach Farbwahl seine Farbe. Der Anwender erhält also nicht nur über Tasten, einen analogen Abzug und eine Vibrationsfunktion haptisches Feedback, sondern auch eine visuelle Rückmeldung. Bei einem Magierspiel wie "Scorcery" etwa, ändert der Leuchtball passend zum gewählten Zauberspruch die Farbe.

Deutlich mehr als eine Wii

Um die räumliche Erfassung zu demonstrieren, funktionierte Marks den Controller kurzerhand zur Spielkamera um. Mit der Annäherung an die Kamera und den Fernseher zoomte so auch das Bild ein und aus. Ein Anwendungsgebiet hierfür ist beispielsweise das kommende Strategiespiel "RUSE", das auf diese Art über Schlachtfelder navigieren lässt. Die Kamera kann bis zu vier Move-Controller gleichzeitig erkennen. Abseits von Mehrspielererlebnissen, können für bestimmte Spielerlebnisse, wie Boxen, auch zwei Controller von einem Spieler gesteuert werden. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Nintendos Wii ist die Möglichkeit, Spielinhalte mit dem von der Kamera erfassten Bild zu überblenden. In der Fachsprache unter dem Begriff "Augmented Reality" bekannt, erlaubt diese Funktion den Spieler direkt in die virtuelle Welt einzubinden. Auch kann der Controller mit beliebigen virtuellen Objekten - sei es ein Schwert oder ein Pinsel - überblendet werden. Im Bild sieht man dann nicht den Controller in seiner Hand, sondern ein verzögerungsfrei und 1 zu 1 mitbewegendes Schwert oder Pinsel. Weitere Funktionen der Kamera sind das so genannte Head-Tracking und die Spracheingabe per Mikrofon. Beide Features wurden zur Presseveranstaltung in Wien nicht vorgeführt, hat man aber bereits auf Messen wie der E3 testen können. Zusammen mit dem Controller erlaubt Head-Tracking darüber hinaus eine recht genaue Registrierung des Körpers des Spielers. Anhand dieser zwei Punkte kann die Software festmachen, wie groß ein Mensch ist und wie sich sein ganzer Oberkörper bewegt.

Im Unterschied zu Wii samt MotionPlus-Adapter kann Move nicht nur Drehung, Neigung und Beschleunigung erfassen, sondern über einen magnetischen Feldsensor (wie bei einem Kompass) auch die Ausrichtung in alle drei Achsen feststellen. Durch die dreidimensionale Erfassung mit Hilfe der Kamera wird überdies die exakte Position des Controllers im Raum ermöglicht. Ein weiterer Vorteil gegenüber der Wii ist auch, dass der Move-Controller zur Nutzung als Pointer (etwa bei Shootern) dank Leuchtball nicht wie der Wii-Controller immer in Richtung der Kamera (bei der Wii ist es eine Infrarot-Leiste) gehalten werden muss.

Spiele in Aktion

Wie sich all diese Funktionen in tatsächlichen Spielen bemerkbar machen, verdeutlichten zu Schauzwecken die Werke "Sports Champions", "Start a Party", "TV SuperStars", "The Shoot", "Heavy Rain" sowie "Hustle Kings". Zu den letzten beiden Titeln muss gesagt werden, dass es sich offensichtlich noch um sehr unfertige Versionen handelte, weshalb die Steuerung auch nur rudimentär funktionierte. Von Sonys Launch-Portfolio für Move fehlten unter anderem der viel versprechende Shooter "Socom 4", der wie viele Titel, sei es "LittleBigPlanet 2" oder "EyePet" oder "Killzone 3" auch mit dem Motion-Controller spielbar sein wird.

Bei den gezeigten Spieledemos stachen ganz deutlich ein Tischtennisspiel und Frisbee-Golf von "Sports Champions" sowie die Minigames von "Start a Party" heraus. "The Shoot" erwies sich zwar als gut funktionierender, aber doch recht simpel gestrickter Rail-Shooter, wie man ihn aus Spielhallen kennt. "TV SuperStars" kann als körperlich aktive Version von "Buzz" verstanden werden, wobei Spieler hier an virtuellen Gameshows teilnehmen. Die Aufgaben waren gar etwas primitiv und meist wie bei Wii-Spielen Gesten-basiert, lustig hingegen wurde die Gestaltung des eigenen Charakters samt animierter Portrait-Fotos und Schlachtruf umgesetzt.

Brilliante Steuerung

Weshalb Move kein einfacher "HD-Abklatsch" der Wii ist, wird erst im Spiel wirklich klar. Bei einem Frisbee-Golf-Bewerb beispielsweise ging es darum, mit möglichst wenig Versuchen die Scheibe in Ziel zu werfen. Hat man die Scheibe aufgegriffen, fühlt es sich tatsächlich an, als würde man sie in der Hand halten. Jede auch nur achso feine Bewegung, Drehung, Hebung, Senkung, Neigung oder Vor- und Rückwärtsbewegung des Controllers wird absolut verzögerungsfrei und punktgenau auf die virtuelle Scheibe übersetzt. Der Wurf selbst erfolgt dann wie im echten Leben durch eine seitliche, gleichmäßige Vorwärtsbeschleunigung des Arms. Die Geschwindigkeit wird analog mit der Beschleunigung, der Spin, die Flugbahn mit der feinfühligen Ausrichtung des Handgelenks bestimmt. Je nach Schwierigkeitsgrad kann die Software feinmotorische Unzulänglichkeiten natürlich korrigieren oder nicht, aber klar erkennbar ist, wie selbstverständlich sich die reale Bewegung mit der virtuellen Animation verbindet. Jemand, der im echten Leben gut Frisbee spielt, wird auch mit Move schnell Erfolge feiern. Anders als bei Wii - auch mit Wii MotionPlus-Adapter - oder anderen Motion-Controllern scheint bei Move nicht die Technologie der limitierende Faktor zu sein, sondern die Fähigkeiten des Spielers selbst.

Ein überaus motivierendes Erlebnis, dass bei der Demo zu Tischtennis noch verstärkt wurde. Ein einziger Knopf wird zum Aufwurf des Balles betätigt, die restliche Kontrolle geschieht wie in der Realität rein mit dem Sportgerät in der Hand. Um nicht jeden Ball im Out zu versenken, kann das Spiel gnädiger Weise nachhelfen, aber das Spielgefühl ist ansonsten einem echten Tischtennisspiel erstaunlich ähnlich. Oberschnitt, Unterschnitt, lange Bälle, kurze Bälle, durch die richtige Haltung des Schlägers (oder Controllers) und die Dosierung der Kraft lässt sich jeder auch in der Realität erdenkliche Schlag kontrolliert umsetzen. Durch die räumliche Erfassung des Controllers über die Kamera ist man nicht nur auf Seitwärtsbewegungen beschränkt, sondern kann bei starken Bällen auch in die Defensive zurückweichen oder bei schwachen Abprallern ans Netz stürmen und zum Angriff übergehen. Es ist wie bei Frisbee eine sehr intuitive und motivierende Erfahrung.

Augmented Reality

"Start a Party" übernimmt die präzise Bewegungserfassung von "Sports Champions", nutzt sie aber in Kombination mit Augmented Reality-Funktionen für eine Sammlung an Party-Games, die mehr für jüngere Zielgruppen ausgelegt ist. Mit einem Racket ausgestattet wird man etwa zum Fliegentöter, wird der Move-Controller zur Taschenlampe, geht es auf die virtuelle Geisterjagd. Ein anderes Mal muss man mit einem Propeller Bienen in einen Korb bugsieren. Diese Art von Spielen ist bereits seit EyeToy vertraut, den Unterschied machen die exakte Handhabung und die fehlerfreie Überblendung der virtuellen und realen Welt.

Kalibrierung

Wie man es von der Wii kennt, muss einmalig vor dem Spielbeginn der Controller kalibriert werden. Wie bei der Wii ist das allerdings keine aufwändige Angelegenheit. Um die Spielerumrisse zu erfassen, muss der Controller kurz an drei Punkten am Körper angesetzt werden. Danach klappt die Ortung des Controllers reibungslos. Der ideale Spielraum liegt zwischen 1 und 5 Metern. Sollte der Leuchtball kurzfristig durch eine Bewegung hinter den Rücken verdeckt werden, reist die Erfassung nicht ab. Erst wenn man ihn längere Zeit verdeckt, verliert die Kamera das Signal, bis der Leuchtball wieder ins Blickfeld gerät.

Ausblick und Potenzial

Die Frage ob PlayStation Move ein echter Wii-Killer ist, muss von zwei Warten aus beantwortet werden. Betrachtet man rein die Technologie und die Funktionalität des Motion-Controllers im Zusammenspiel mit der Kamera, so ist die klare Antwort: Ja. Das System kann bereits jetzt schon mit einer hohen Präzision und einem vielseitigen Software-Portfolio und HD-Grafik überzeugen. Mit Move können sowohl Party- und Sportspiele, als auch Hardcore-Titel wie Shooter auf intuitive Weise gespielt werden. Mit Augmented Reality und Features wie Head-Tracking und Spracheingabe überschneiden sich auch einige Funktionen von Microsofts "Kinect", wobei der Anwendungsbereich dank Controller deutlich breiter ist. Wer eine PlayStation 3 sein Eigen nennt oder das Geld für eine neue PS3 aufbringen kann, braucht durch Move nicht mehr mit einer Wii zu liebäugeln, sofern man auf Nintendo-Spiele wie "Super Mario" oder "Zelda" verzichten kann.

Dennoch dürfte Move aus rein wirtschaftlichen Gründen zumindest in naher Zukunft kein Wii-Killer werden. Eine Wii ist mit Spiel im Handel bereits jetzt schon zeitweise für 150 Euro zu bekommen. Eine PS3 plus Move dürfte im Paket im Weihnachtsgeschäft gut doppelt so viel kosten. Genau wie Microsoft mit Kinect blieb Sony bei der Move-Präsentation zudem auch das richtig große Zugpferd für die Technologie schuldig. Das gezeigte Portfolio wies solide, aber doch vertraut vorkommende Minispiele auf. 

Preis und Verfügbarkeit

PlayStation Move wird ab 15. September im Österreichischen Handel verfügbar sein. Das Bundle aus Motion-Controller, PlayStation Eye-Kamera und Demo-Blu-ray, sowie zwei Download-Games wird mit 59,90 Euro zu Buche schlagen. Laut Sony sollen auf der Demo-Disc Spieleproben von jedem zum Start erhältlichen Move-Titel vorhanden sein. Bei den inkludierten Download-Titeln handelt es sich um die Puzzlespiele "Echochrome ii" und "Tumble". (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 14.7.2010)