Bild nicht mehr verfügbar.

Nach der geschlagenen EU-Wahl im Juni 2009 feierten sie noch gemeinsam. Nun wird sich Werthmann (ganz rechts im Bild) wohl von der Liste Martin trennen.

Foto: apa/Schneider

Brüssel - Wieder trennt sich ein Parteimitglied von Hans-Peter Martin. Die EU-Abgeordnete Angelika Werthmann ist am Mittwoch aus der "Liste Martin" ausgetreten. Sie begründete ihren Schritt in Brüssel mit Differenzen vor allem im Sozialbereich. Werthmann sieht hier keine Gemeinsamkeit mehr mit dem Listenführer Hans-Peter Martin. Sie wird als "wilde" Abgeordnete im Europaparlament bleiben und zu keiner anderen Partei übertreten, betonte sie.

Die Situation erinnert deutlich an das Jahr 2005, als Martins frühere Listenzweite Karin Resetarits den Bruch vollzogen hatte und zu den Liberalen wechselte. Mit dem Abgang von Werthmann verfügt Martin nur mehr über zwei Abgeordnete - neben ihm noch Martin Ehrenhauser.

SPÖ und ÖVP zollen Werthmann Respekt

Der ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, Ernst Strasser, und sein SPÖ-Funktionskollege Jörg Leichtfried zollten dem Austritt von Angelika Werthmann aus der Liste Martin "Respekt". Strasser erklärte, Werthmann habe sich konstruktiv und aktiv in die Parlamentsarbeit eingebracht und sehr rasch eingearbeitet. Ihre gute Arbeit in den Ausschüssen sei offenbar der "destruktiven Linie von Hans-Peter Martin entgegen" gestanden.

Leichtfried erklärte, der Austritt Werthmanns habe sich schon länger abgezeichnet. Es sei allerdings schon "ungewöhnlich", dass dies nach dem Abgang von Karin Resetarits aus der Liste Martin nun schon ein zweites Mal passiere.

Die grüne Abgeordnete Ulrike Lunacek meinte, der Schritt Werthmanns habe sie "nicht wirklich erstaunt".

Ehrenhauser: "Verrat an Wählerliste HPM"

Der EU-Abgeordnete Martin Ehrenhauser hat seiner ehemaligen Listenkollegin Angelika Werthmann "Verrat an der Wählerliste HPM" vorgeworfen. "Wir haben seit einiger Zeit feststellen müssen, dass sie sich um 180 Grad zu den Positionen der Liste von Hans-Peter Martin gedreht hat. Und, empört sich Ehrenhauser im Gespräch mit der APA, "sie hat von Beginn an den Ehrenkodex der Liste HPM nicht unterschrieben, wo es viele Verzichte gibt".

Außerdem sei bekannt, dass die Liste HPM immer scharf gegen Rechtsaußen aufgetreten sei. Werthmann habe aber "provokant" manchmal trotzdem mit FPÖ-Abgeordneten gesprochen. Ehrenhauser sprach von einem "menschlichen Desaster".

Schuld an Nervenzusammenbruch

Und Ehrenhauser empört sich auch über das Verhalten von Werthmann gegenüber Hans-Peter Martin. So habe "Martin bis zur Selbstaufgabe versucht", Werthmann zurückzuholen. Im Rahmen dieser Versuche und den Gesprächen habe er einen "Nervenzusammenbruch" erlitten. Auf die Frage, ob Werthmann Schuld am Nervenzusammenbruch von Martin sei, sagte Ehrenhauser dezidiert: "Genau". Werthmann habe auch "Vereinbarungen gebrochen" und Martin "nie die Möglichkeit gegeben, Arzttermine wahrzunehmen, sich auszurasten und durchzuschnaufen". (APA)