Wenn die Stresstests für europäische Banken dafür eingesetzt wurden, um das lange Zeit verschüttete oder zumindest stark erschütterte Vertrauen wieder an die Märkte zurückzubringen, ist das derzeitige, seit Wochen andauernde Hin-und-Her in der Causa nur schwer zu verstehen. Das Vorgehen aller Beteiligten ist wohl eher ein Lehrstück in "Wie versaut mir die Prüfungsangst den Test".

Vertrauen funktioniert über Information, da sind sich alle einig. Transparenz und Ehrlichkeit sind zwei weitere Zutaten, an denen es im Zuge der Krise der vergangenen Jahre und davor mangelte. Auch da sind sich alle einig - Banker wie Notenbanker, Analysten wie Journalisten. Dass das verschwundene Vertrauen am Interbankenmarkt zu massiven Problemen in der Liquiditätsbeschaffung und am Geldmarkt führte, das weiß nicht zuletzt die Europäische Zentralbank sehr genau. Die EZB versuchte mit konzertierten Aktionen und ihrem eigenen, demonstrativ nach außen getragenen Vertrauen in den Finanzmarkt, jenes verlorene unter den Banken zu ersetzen.

Umso seltsamer mutet der ganze Eiertanz um die Stresstests in Europa an. Wie gesagt, Vertrauen sollte wieder hergestellt werden. Und wenn es einer der 91 Banken auf der Liste tatsächlich im Worst Case an den Kragen ginge, wäre es ja schließlich auch besser, das schon vorher zu wissen. Schon die wochenlange Zankerei, ob denn die Ergebnisse des Stresstests überhaupt an die Öffentlichkeit gelangen sollten, oder doch lieber nur im stillen Kämmerlein für Aufruhr oder Freude sorgen sollten, ließ das viel beschworene Vertrauen nicht gerade aufkommen.

Schließlich einigte man sich doch auch die Veröffentlichung der Daten. Dann krachte es an der Art der Offenlegung: Für alle Banken gemeinsam, also anonymisiert, oder nennt man die Beteiligten doch beim Namen, erklärt, wem was unter welchen Umständen zustoßen könnte? Nächstes Problem: Wann die Daten veröffentlichen? Ein Datum stand zwar relativ bald fest, der 23. Juli, aber bei der Uhrzeit schieden sich offensichtlich noch bis heute die Geister: Nach Börseschluss, um im Falle eines Fiaskos den Märkten das Wochenende Zeit zu geben, sich von einer möglichen üblen Nachricht zu erholen? Oder doch lieber vor Börsebeginn, um den Märkten zu überlassen, wie sie auch die Ergebnisse reagieren?

Ganz zu schweigen von den täglich über die Nachrichtenagenturen eintrudelnden Meldungen dazu, wer den Stresstest ohnehin fast ganz total sicher nicht schaffen wird (zB die deutsche HRE) oder wer sicherlich ganz super toll durchkommen wird (zB alle beteiligten österreichischen Banken). Mit der Kommunikations- und Informationspolitik, die alle Beteiligten im Vorfeld der Veröffentlichung gefahren sind, ist auf jeden Fall lediglich die Verunsicherung geschürt worden. Wenn das der Weg zur Wiederherstellung von Vertrauen ist, dann hat der Finanzsektor seine Lektionen aus den Jahren der Krise offenbar immer noch nicht gelernt. (Daniela Rom, derStandard.at, 22.7.2010)