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Der Siebenbrunnenplatz zählt zu den idyllischen Plätzen in Margareten.

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Der Theodor-Körner-Hof steht für die sozialdemokratische Tradition des Bezirks. Die Lärmschutzwand mit Photovoltaikanlage ist ein Aushängeschild des modernen Margareten.

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Der Rüdigerhof in der Hamburger Straße ist ein heimliches Wahrzeichen des Fünften Bezirks. Im Jugendstil-Bau befindet sich ein traditonelles Wiener Kaffeehaus mit Gastgarten zum Wien- Fluss.

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Am Margaretenplatz ist die Nähe zur Wieden spürbar: Bioladen, Boutiquen und ein Nobel-Fitnesscenter finden sich hier. Es überrascht daher kaum, dass ORF-Moderator Christoph Feurstein nicht weit entfernt wohnt. Ein paar Straßen weiter ist vom Boboflair wenig zu spüren, aus Grätzelidylle wird ein traditioneller Arbeiterbezirk mit hohem Ausländeranteil. 

Kleiner und durchschnittlich junger Bezirk

Margareten zählt zu den kleinsten Bezirken Wiens. Auf nur 2 km² sind rund 52 600 Einwohner gemeldet. Das Durchschnittsalter liegt mit 39,9 Jahren knapp unter dem Wiener Durchschnitt von 41,0 Jahren.
Der Migrantenanteil ist hoch, 27,4 Prozent der Bevölkerung haben Migrationshintergrund. Was von manchen Parteien als Chance für einen multikulterellen Bezirk gesehen wird, interpretieren andere wieder als größtes Problem von Margareten.

„Kulturen machen Schule"
Die Bevölkerungsstruktur wirkt sich auch auf die Zusammensetzung der Schulen aus. Nur die Schulen in der Leopoldstadt und in der Brigittenau haben mehr Schüler mit Migrationshintergrund. Aus der Not eine Tugend zu machen, beschloss der Direktor des Joseph Haydn Gymnasiums. „Kulturen machen Schule" lautet das Motto der Schule, denn 95 Prozent haben hier eben nicht Deutsch als Muttersprache. Für die Deutschförderungen werden zusätzliche Ressourcen aufgewendet. Spätestens nach der Unterstufe beherrschen die Schüler die deutsche Sprache so gut, dass sie dem Unterricht folgen können.

Roter Arbeiterbezirk im roten Wien
Politisch ist Margareten ein heiß umkämpftes Pflaster: Seit 1945 ist der Bezirk sozialdemokratisch, Bezirksvorsteher Kurt Wimmer (SPÖ) ist elf Jahre im Amt. Bei den Wahlen 2005 hat sich das Kräfteverhältnis im Bezirksrat deutlich verschoben - außer für die stimmenstärkste Partei. Die Grünen wurden erstmals zweitstärkste Fraktion in Margareten und haben ehrgeizige Ziele für die kommenden Wahlen. Der fünfte Bezirk soll Teil der grünen Insel werden (Anm.: nach Josefstadt und Neubau sollen auch Wieden, Margareten und Mariahilf grün werden.). Peter Dvorsky ist ihr Spitzenkandidat. Ob sich die parteiinternen Quereleien aus dem 6. und 8. Bezirk über die Bezirksgrenzen hinaus auswirken, wird sich am 10. Oktober zeigen.
Aber auch die ÖVP will in Margareten wieder mehr mitreden und wandelt das Thema der Stadtpartei ab: „Mehr Margareten ist möglich". Marie-Luise Mojzis vertritt mit sechs weiteren Personen die Partei im Gemeinderat. Derzeit ist das zentrale Thema der Partei die Erhaltung des Hartmannspitals.
Die Bezirksvertretung der Freiheitlichen setzt auf sicherheitspolitische Themen und kritisiert den hohen Migrantenanteil im Bezirk (Integrationszwang, Videoüberwachung, Parkraumoffensive mit Volksgaragen). Bei den Wahlen 2005 fiel die FPÖ auf den vierten Platz zurück.

Verkehrsknotenpunkte und USTRABA
Dass das starke Verkehrsaufkommen ein Problem darstellt, ist klar ersichtlich. So wird Margareten vom Gürtel und von der Schönbrunner Straße eingegrenzt und stark befahrene Straßen wie die Reinprechtsdorfer Straße kreuzen den Bezirk. Verkehrspolitik ist seit den 1950er Jahren zentraler Bestandteil der Bezirkspolitik. Lautete zuerst das Credo „Platz schaffen für den Autoverkehr", steht heute die Frage im Raum: „Wohin mit den Autos?". In den 1950er Jahren mussten die Straßenbahnen dem Autoverkehr weichen. Die Unterpflasterstraßenbahn (USTRABA) war eine willkommene Idee, um einen Teil der Streckenführung in Margareten in den Untergrund zu verlegen. Die Strecke beginnt am Margareten Gürtel und führt unter dem Gürtel zu den beiden Kreuzungsstationen am Matzleinsdorfer Platz und von der Kliebergasse bis zum Wiedner Gürtel. Das Vernichten wertvoller Bausubstanz wurde dabei in Kauf genommen. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen wurde in Margareten 1965 die barocke Florianikirche abgetragen - trotz massiver Proteste der Bevölkerung. Seither gehört die USTRABA zum Stadtbild von Margareten dazu, mit dem Neubau der Kirche konnten sich die Anwohner weniger anfreunden.

Facettenreiches Stadtbild
Städtebaulich bietet der fünfte Bezirk kein einheitliches Bild. Architektonische Highlights wie die U-Bahn-Station von Otto Wagner oder der Jugendstilbau des Rüdigerhofs wechseln sich mit Gemeindebauten der 1950er Jahre ab. Die Glaslärmschutzwand mit Photovoltaikanlage beim Theodor-Körner-Hof hat in diesem Bereich nicht nur die Lebensqualität gesteigert, sondern auch zum ästhetischen Erscheinungsbild am Margareten Gürtel beigetragen. (Marie-Theres Egyed, derStandard.at, 26.7.2010)