Nicht im Finanzministerium, sondern im Innenministerium werden kreative Budgetlösungen erdacht: Kaum erklärt die ÖVP die Diskussion um neue Steuern für die Reichsten in Österreich für beendet, wartet Maria Fekter mit einem Plan auf, der ausgabenseitig den Staat und somit auch das Volk vor dem finanziellen Ruin retten soll. Unter den Asylwerbern, den Ärmsten in Österreich, jenen, die das Land laut Fekter davon abhalten, das sicherste Land der Welt zu werden, unter denen finden sich sicher noch welche, die ihre Grundversorgung zu Unrecht erhalten. Hochgerechnet soll das 17,5 Millionen Euro bringen.

17,5 Millionen weniger Steuern! Als gelernter Österreicher und Krone-Leser könnte man fast dazu geneigt sein, denjenigen zu danken, die sich ihre Grundversorgung missbräuchlich erschleichen, weil sie uns über Fekters genialen Plan mit Hilfe des "Sonderkommandos Grundversorgungscontrolling" - kurz SOKO-GVS - endlich wieder die Butter auf's Brot schmieren. Aber Moment! Kostet eine Aufstockung der Fremdenpolizei um 50 Mann inklusive Ein- und Umschulung nicht auch eine Kleinigkeit? Und kosten Groß-Einsätze wie zum Beispiel der erste der SOKO-GVS, bei dem bei 300 Identitätsfeststellungen nur 23 Asylwerber gefunden wurden, die zu reich erschienen, um vom Staat weiterhin satte 40 bis 180 Euro im Monat einzukassieren, wirklich nur ein Butterbrot?

Aber diese Fragen haben sich die Finanz-Strategen im Innenministerium sicher auch gestellt. Und ganz sicher haben sie sich auch gefragt, ob es nicht klüger und kostengünstiger wäre, die Asylwerber einfach arbeiten zu lassen, damit sie nicht gezwungen sind, sich durch gesetzwidrige Tätigkeiten Geld zu verschaffen, um sich einen Fernseher leisten zu können. Dann jedoch wäre das Sonderkommando wieder arbeitslos, und das sicherste Land der Welt würden wir vermutlich nie werden. (Rainer Schüller, derStandard.at, 23.7.2010)