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Im Zuge der Ermittlungen im Hypo-Skandal und der Buwog-Affäre fanden Ermittler ein System von Haider-Briefkastengesellschaften in Liechtenstein.

Foto: APA/Eggenberger

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Verstorbener BZÖ-Obmann Haider: Im Porsche für den kleinen Mann.

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Klagenfurt - Nach dem Bekanntwerden jener Briefkastenfirmen in Liechtenstein, bei jenen der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider Geld deponiert haben soll, hat die Suche nach den Personen begonnen, die Zugriff auf die fünf Millionen Euro haben sollen. Das Nachrichtenmagazin "profil" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von "drei namentlich bekannten Weggefährten Haiders", deren Zugriffsrecht auch aktuell noch gelte. Das Nachrichtenmagazin berichtet auch von "Wahlkampfhilfe" aus Libyen.

Geht es nach der Tageszeitung "Österreich" handelt es bei einem der Treuhänder um den ehemaligen Haider-Sekretär und späteren FPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerald Mikscha. Er war bereits im Jahr 2000 von der politischen Bildfläche verschwunden, sein Aufenthaltsort sei unbekannt.

Verschollener Zugriffsberechtigter

Auch "profil" berichtet - allerdings ohne einen Namen zu nennen - von einem Verfügungsberechtigten, der unauffindbar sei und der als verschollen gelte. Beide Medien bringen die Person mit den Spekulationsverlusten bei Haiders Briefkastenfirmen in Zusammenhang. Von ehemals 45 Mio. Euro sollen aktuell nur noch fünf vorhanden sein. Ein Insider aus dem engeren Haider-Umfeld erklärte am Samstag gegenüber der APA, dass sich Mikscha üblicherweise am Genfer See in der Schweiz aufhalte. Allerdings komme er regelmäßig aus privaten Gründen nach Klagenfurt.

In den Medien wird auch über weitere mögliche Auskunftsquellen zu dem Haider-Vermögen in Liechtenstein spekuliert. Genannt werden ehemalige Sekretäre und enge Mitarbeiter, wie Gernot Rumpold, Franz Koloini, Walter Maischberger und Karl-Heinz Grasser.

Geld aus Libyen "in Plastik eingeschweißt"

Zum Thema Wahlkampfhilfe aus Libyen verweist "profil" auf die Freundschaft Haiders zum Gaddafi-Sohn Saif al-Islam. Zitiert wird ein nicht genannter Informant: "Gaddafi hat uns vor Wahlkämpfen immer wieder Geld zukommen lassen, und zwar in bar. Das war fest in Plastik eingeschweißt." So sollen wiederholt Beträge bis zu 200.000 Dollar den Besitzer gewechselt haben.

Wie "profil" berichtet, sollen insgesamt 46 von Treuhändern eingerichtete Briefkastengesellschaften gefunden worden sein, von denen ein Dutzend Haider zugerechnet werde.

Möglicherweise einst 45 Millionen

Laut dem Nachrichtenmagazin soll das Haider-Vermögen in Liechtenstein einst rund 45 Millionen Euro betragen haben, aktuell sollen aber nur noch fünf Millionen Euro auf den Konten liegen. Woher das Geld kam, wohin es wanderte und wer in letzter Konsequenz davon profitierte, sei Gegenstand von Ermittlungen. Nach "profil" vorliegenden Informationen soll ein erheblicher Teil bereits vor Jahren verspekuliert worden sein.

Aus dem Haider-Umfeld wurde schon länger berichtet, dass der Landeshauptmann Geld in Liechtenstein angelegt hatte und dass nur ein sehr kleiner Personenkreis davon wusste.

Petzner ortet Verschwörung

Nachdem er sich zur Causa am Samstag gar nicht hatte äußern wollen, ging Petzner tags darauf in die Offensive. "Das ist ein Versuch von rot-schwarzen Richtern und Staatsanwälten, Jörg Haider über die Hypo-Causa kaputt zu machen und Kärnten zu schaden, das lasse ich nicht zu", sagte er zum ORF Kärnten. Der langjährige Haider-Vertraute bestritt, dass die Konten etwas mit Haiders Parteien zu tun haben könnten. Es seien weder Hypo- noch Buwog-Gelder nach Liechtenstein geflossen. Kein Mandatar von FPÖ, BZÖ und FPK habe damit etwas zu tun.

Das Geld auf den Liechtensteiner Konten sei auch garantiert kein Schmier- oder Schwarzgeld, sagte Petzner. Die Konten seien zu einer Zeit eingerichtet worden, als die FPÖ keine Regierungsverantwortung gehabt habe, will Petzner wissen.

Strache fordert Aufklärung

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache will "rasche Aufklärung" was die von Haider geparkten Millionenbeträge in Liechtenstein betrifft. "Der Sachverhalt muss lückenlos mit allen Ecken und Enden untersucht und aufgeklärt werden", forderte er am Sonntag in einer Aussendung.

Die FPÖ selbst habe größtes Interesse an dieser Causa, habe doch BZÖ-Gründer Haider bei der seinerzeitigen Abspaltung "die freiheitliche Parteikassa mit einem Millionenloch hinterlassen", teilte Strache mit. Es gehe auch darum, die Netzwerke und Hintermänner aufzudecken und zu untersuchen, ob die Steuerzahler geschädigt worden seien. Strache verwies in diesem Zusammenhang auf die Causa Buwog.

Haider-Witwe wusste nichts von Geld

Claudia Haider, Witwe des verstorbenen Landeshauptmanns, erklärte, nichts von der Angelegenheit zu wissen: "Ich kann dazu nichts sagen". Die Frage, ob sie im Zuge des Erbschaftsverfahrens auf in Liechtenstein angelegtes Geld gestoßen sei, verneinte sie. Haider: "Es wurde bei der Erbschaft nichts angezeigt."

Die Behörden haben die Ermittlungsergebnisse laut "profil" indes zur Verschlusssache erklärt. "Es wurden zahlreiche Unterlagen von Gesellschaften beschlagnahmt", so der Vaduzer Staatsanwalt Robert Wallner. Namen wollte er keine nennen. Auch die Staatsanwaltschaft Klagenfurt gibt sich bedeckt: "Es handelt sich um inhaltliche Fragen zu Ermittlungsergebnissen, die wir nicht kommentieren."

Aufwendiger Lebensstil

Die nun in Liechtenstein aufgetauchten Briefkastenfirmen könnten das öffentliche Bild des zeitlebens zwischen aufwendigem Lebensstil und "Anti-Privilegienkampf" mäandernden Haider ein wenig verändern. Der vielgesichtige Kärntner Landeshauptmann hatte es geschafft, als Kämpfer für den vielzitierten "kleinen Mann" wahrgenommen zu werden und gleichzeitig als Großgrundbesitzer in Designerbekleidung im Porsche vorzufahren.

Bescheidenheit war bei Haiders Auftritten nie angesagt. Sein Faible für extravagante Fahrzeuge war bekannt, mit dem damaligen Koalitionspartner Wolfgang Schüssel ließ er sich in einem Porsche abbilden, sein letzter Wagen - ein VW Phaeton - führte ihn in den Nacht zum 11. Oktober 2008 in den Tod.

Wenn ein Auto nicht mehr ausreichte war für Haider immer ein Hubschrauber zur Stelle. Für längere Strecken - nach Libyen oder in den Nahen Osten - war ein Privatjet zur Hand. Haider verteidigte sich damit, nie "als Gaudi mit dem Hubschrauber geflogen" zu sein, sondern vielmehr aus zeitlichen Notwendigkeiten. Fragen nach der Finanzierung der vielen Flüge blieben aber oft unbeantwortet. (APA)