Im Wiener Kulturamt erregt man sich dieser Tage über eine Ansage von Christine Marek. Falls es nach der Wahl im Oktober zu Koalitionsverhandlungen kommen sollte, würden sich die Bürgerlichen, so die VP-Chefin im Kurier, "sicher nicht mit Pipifax-Ressorts abspeisen lassen" - wie im Jahr 1995, als die SP dem Juniorpartner gerade einmal die Kultur und die Planung überließ.

Nun ja, die Kultur pauschal zum Pipifax zu erklären, ist schon ein starkes Stück. Denn Pipifax, im Österreichischen Wörterbuch nicht gelistet (es kennt nur "pipifein" ), bedeutet laut Duden "überflüssiges Zeug" . Christine Marek macht also keinen Hehl daraus, auf welch tiefes Niveau das Kulturverständnis ihrer Partei gesunken ist, seit Peter Marboe die Kommunalpolitik verlassen hat. Keine Frage: SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hat recht, wenn er Mareks Wortwahl kritisiert.

Doch die Meinung, dass die Kultur mit ihrem vergleichsweise geringen Budget und Machtpotenzial kein strategisch wichtiges Ressort ist, herrscht auch in seiner Partei vor. Im Kulturamt rechnet man damit, dass der Bürgermeister in den Verhandlungen nach dem Verlust der absoluten Mehrheit als erstes die Kultur abgibt - und nicht ein Schlüsselressort wie die Finanzen, die Gesundheit oder Jugend und Familie. Auch für die SP ist die Kultur im Endeffekt nichts anderes als schmückendes Beiwerk. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 04.08.2010)