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Wien - Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Im Pflegebereich fehlen Tausende Arbeitskräfte. Um die Betreuung aufrechtzuerhalten, bestehe daher dringender Handlungsbedarf. Der Pflegeberuf müsse durch bessere Ausbildung, höhere Bezahlung, geringere Belastung und Aufstiegschancen attraktiver gemacht werden, forderten Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Die fünf Trägerorganisationen, die seit 1995 gemeinsame Anliegen als "Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt" (BAG) vertreten, forderten von der Politik ein Maßnahmenpaket, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen sowie eine ausreichende Finanzierung. Die Kosten für den von ihnen geforderten Pflegefonds bezifferten die Hilfsorganisationen mit rund vier Mrd. Euro. Der genaue Bedarf werde aber erst erhoben.

Mangel beim diplomierten Personal

"Es geht aber nicht nur ums Geld", sagte Hilfswerk-Präsident Othmar Karas. Der Pflegeberuf müsse rasch attraktiver gemacht werden. Denn es werden schon mehrere Tausend Arbeitskräfte gesucht, während der Bedarf immer weiter steigt. Dieser "eklatante Personalmangel" sei durch ausländische Pfleger alleine nicht mehr zu lösen, so Karas. Am stärksten sei der Mangel beim diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, aber auch bei den Sozialbetreuungsberufen, Pflegehilfen und Heimhilfen gebe es Probleme.

Pflege sei ein enormer Wachstumsmarkt, in den jetzt investiert werden müsste. Denn trotz leerer Staatskassen könne man sich die Zukunft nicht ersparen, sagte Diakonie-Direktor Michael Chalupka.

Reform der Ausbildung

Die Hilfsorganisationen fordern eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine Aufwertung der Berufsbilder und eine Erweiterung der Kompetenzen, eine Reform der Ausbildung und eine Imageverbesserung. Ein zentraler Punkt sei dabei die "angemessenen Entlohnung, die der Verantwortung und den Belastungen der Mitarbeiter gerecht wird", sagte Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger. Es müssten aber auch die Arbeitsbedingungen verbessert werden, etwa durch eine Reduktion der psychischen Belastungen.

Verbesserungen seien auch bei der Ausbildung notwendig. Es sollten Sozialpädagogik, Alltagsmanagement und individuelle Spezialgebiete aufgewertet und Angebote für Quer- und Wiedereinsteiger geschaffen werden, verlangte Chalupka. Durch die Aufwertung des Berufs sollen auch mehr Männer den Weg in die Pflege finden. Denn derzeit liege der Anteil der weiblichen Mitarbeiter bei rund 80 Prozent.

Akademisierung der Pflege

Werner Kerschbaum, stv. Generalsekretär des Roten Kreuzes, verlangte eine Ausbildungsreform, unter anderem mit einer Erweiterung der Kompetenzen und einer Akademisierung der Pflege. Für eine "Imageaufwertung der Pflegeberufe" plädierte schließlich Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter. 

Kritik von Grüne und Gewerkschaft

Die Grünen werfen Bund und Ländern in der Pflege Untätigkeit vor und fordern diese anlässlich des Alarms der Pflegeorganisationen auf, bis Ende September einen Plan vorzulegen, wie der "Pflegenotstand" in Österreich behoben werden kann. "Bund und Länder dürfen die finanziell völlig überforderten Gemeinden nicht weiterhin allein lassen, sondern müssen jetzt Geld in die Hand nehmen", verlangte die stellvertretende Bundessprecherin, Maria Vassilakou, in einer Aussendung am Mittwoch. Mehr Geld für die Pflege fordern auch die Gewerkschaften vida und GPA-djp. Die Politik dürfe den Kopf nicht länger in den Sand stecken. "An einer Sozialmilliarde führt kein Weg vorbei", sagte GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian.

(APA)