Im Zuge der Spekulationen um den Posten des ORF-Radiodirektors zürnt nun die Belegschaftsvertretung dem Amtsinhaber Willy Mitsche. Zentralbetriebsratschef Gerhard Moser kritisierte, dass Mitsche nach eigener Aussage auf ein Angebot warte, wenn er seinen Sessel räumen soll. Der Leiter des SPÖ-Freundeskreises im ORF-Stiftungsrat, Nikolaus Pelinka, wiederum ist erbost wegen der "parteipolitischen Punzierung" des angeblichen SPÖ-Wunsch-Nachfolgers Karl Amon.

Moser findet es "ungeheuerlich, dass wohlbestallte Direktoren auf Ablöseangebote warten", wie er sagte. Man sei "ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk und kein privater Fußballverein". Wenn Mitsche seinen Job erfüllen könne, dann solle er dies gefälligst tun, forderte Moser. "Wenn er auf Angebote, von wem auch immer wartet, dann möge er sie sich suchen." Und sollten hinter der angeblich geplanten und vom ORF dementierten Rochade um den Radiodirektor Wünsche von Parteien stehen, "dann mögen sie auch die Kosten für solche Kuhhändel übernehmen", so Moser. Der ORF-Belegschaft sei dies "jedenfalls weder zumutbar noch erklärbar".

SP-Stiftungsrat Pelinka kritisiert "politische Punzierung" Amons

SPÖ-Stiftungsrat Pelinka hält es wiederum für inakzeptabel, dass einem Mitarbeiter wie Amon - VP-Stiftungsrat Franz Medwenitsch sieht ihn ihm einen "roten Personalwunsch" - öffentlich Parteinähe unterstellt werde. "Ich halte die ständige parteipolitische Punzierung in diesem und in allen anderen Fällen für untragbar." Dies sei nicht nur gegenüber den Mitarbeitern unfair, "sondern das schadet dem gesamten Unternehmen". Zu einer angeblichen Ablöse Mitsches könne er nichts sagen, so Pelinka: "Ich bin nicht in Gespräche involviert, so es sie geben sollte." Es sei auch nicht "Aufgabe eines Stiftungsrates, mich mit dem Gesundheitszustand einzelner Mitarbeiter zu beschäftigen".

Frühester Termin für einen Wechsel in der Radiodirektion wäre die Stiftungsratssitzung am 9. September. Allerdings müsste der Job dafür spätestens bis Montag ausgeschrieben werden. Mitsche, der im Vorjahr nach einer schweren Herzerkrankung über mehrere Monate außer Gefecht gesetzt war, will jedenfalls bis zum nächsten Gesundheitscheck im September/Oktober im Amt bleiben. "Wenn man will, dass ich den Platz vor der Entscheidung der Ärzte räume, dann erwarte ich ein Angebot. Es ist aber nicht so, dass ich zu Hause sitze und darauf warte", sagte er dem "Kurier" in dieser Woche. ORF-Kommunikationschef Pius Strobl hatte die Debatte am Dienstag als "Sturm im Wasserglas" bezeichnet. (APA)