Wien - Es bedürfe eines unglaublichen Paradigmenwechsel in den Köpfen der Menschen, in deren Volks- und Kulturkreis Genitalverstümmelung praktiziert werde, um dieser grausamen Tradition ein Ende zu bereiten, zeigte sich die entwicklungspolitische Sprecherin der SPÖ Petra Bayr am Mittwoch im Rahmen der Veranstaltung der SPÖ-Frauen "Äthiopien-Projekt gegen Genitalverstümmelung" im Veranstaltungszentrum ega überzeugt.

Aufklärung statt Vorschreibung

Um genau diesen Paradigmenwechsel zu bewirken, haben die SPÖ-Frauen eine Studie der afrikanischen Frauenorganisation in Wien zu diesem Thema unterstützt und arbeiten schon seit vielen Jahren mit der Organisation CARE zusammen, die in Afrika konkrete Aufklärungsarbeit über Genitalverstümmelung betreibt. Essenziell bei dieser Aufklärungsarbeit sei, dass die betroffenen Menschen nichts von außen vorgesetzt bekommen. Organisationen wie CARE können den Menschen nur einen Anstoß geben, im Endeffekt müssen die Betroffenen selber die Veränderung, also die Abschaffung der Genitalverstümmelung durchsetzen.

Tradition als Ausrede

"Tradition darf nicht als Ausrede für Repression verwendet werden", wandte sich Bayr gegen die Argumentation, dass man mit dem Vorgehen gegen die Genitalverstümmelung - die in 28 afrikanischen Ländern, in Indien, Pakistan und anderen Teilen von Asien praktiziert wird - eine Art von Kolonialismus betreibe. "Schließlich geht es hier um die körperliche und geistige Unversehrtheit von Individuen", so Bayr. Natürlich müsse man mit großem Respekt an das Thema Tradition herangehen und dürfe nicht die gesamte Wertewelt anderer Kulturen angreifen.

Betroffen zeigte sich Bayr über ein Ergebnis der Studie der afrikanischen Frauenorganisation, wonach Genitalverstümmelung auch in Europa praktiziert werde. Durch die Migration bedingt werden sogar in Österreich Frauen beschnitten.(red)