Teheran/Wien - Im Iran droht erneut die Hinrichtung eines jungen Mannes, der der Homosexualität und einer versuchten Vergewaltigung für schuldig befunden wurde. Der 18-jährige Ebrahim Hamidi soll gehängt werden, obwohl es nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen keine Beweise gibt. Sogar das vermeintliche Vergewaltigungsopfer habe dementiert, schreibt "Spiegel Online" am Sonntag.

Hamidi war am 21. Juni von einem Provinzgericht im Iran zu Tode verurteilt worden, weil er versucht haben soll, einen Mann zu vergewaltigen. Jetzt, da die Hinrichtung unmittelbar bevorsteht, versucht die britische Menschenrechtsorganisation Outrage und das Portal Gay Middle East den 18-Jährigen zu retten.

Urteil kann jederzeit vollstreckt werden

Grund für die Anklage Hamidis war offenbar ein öffentlicher Streit zwischen Hamidis Familie und der des vermeintlichen Opfers. Hamidi und drei weitere Jugendliche, Freunde von Ebrahim Hamidi, wurden vor zwei Jahren in einem Vorort der iranischen Stadt Tabriz bei einer Auseinandersetzung beider Familien von der Polizei festgenommen und verhört.

Nach drei Tagen im Gefängnis hatte Hamidi die Tat gestanden - angeblich habe er dabei aber unter Folter gestanden, sagte sein Anwalt, Mohammad Mostafaei. Inzwischen hat nach Angaben von Gay Middle East und dem Anwalt Hamidis das vermeintliche Opfer seine Anklage sogar zurückgezogen - und zugegeben, dass es den Überfall nur erfunden habe. Doch obwohl der oberste Gerichtshof des Iran einen Schuldspruch in der Sache zweimal aufgehoben und an das Provinzgericht zurückverwiesen hatte, kann das Urteil jetzt jederzeit vollstreckt werden.

Internationale Aufmerksamkeit

Am Sonntag ist der iranische Anwalt Mostafaei auf der Flucht vor der Verfolgung durch die Behörden seines Heimatlandes in Norwegen angekommen. Bei einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag in Oslo sagte der 31-jährige Menschenrechtsanwalt, er glaube nicht, dass es das Regime in Teheran dank der internationalen Aufmerksamkeit noch wagen werde, seiner als Ehebrecherin zum Tod durch Steinigung verurteilten Klientin Sakineh Mohammadi Ashtiani ein Haar zu krümmen. Das Regime laufe Gefahr seine letzte Glaubwürdigkeit zu verlieren, falls Ashtiani physisch zu Schaden komme, sagte Mostafaei. Der Anwalt wird selbst von der iranischen Polizei gesucht und flüchtete zunächst in die Türkei. (APA)