Die Wiener ÖVP versucht sich in Integrationspolitik und greift gehörig daneben. Nicht nur, dass ihr Vorschlag, schlecht deutschsprechende Kinder in eine eigene Vorschulklasse zu stecken, von der FPÖ abgekupfert ist. Er geht auch inhaltlich am Problem vorbei.

Es ist eine Tatsache, dass mangelnde Deutschkenntnisse bei Kindern von Einwanderern ein Problem sind. Sie dann aber isoliert von jenen Kindern, die gut Deutsch sprechen, zu unterrichten, ist Unfug. Weiß doch jeder, dass man eine Sprache gerade dann lernt, wenn man sie spricht.

Viel sinnvoller wäre es, den muttersprachlichen Unterricht zu fördern und den SchülerInnen ihre eigene Sprache beizubringen. Wie man aus der Sprachwissenschaft weiß, lernt man Sprachen gemeinsam und nicht unabhängig voneinander.

Deckmantel Volkswirtschaft

Weil die ÖVP aber auch nicht als ausländerfeindlich dastehen will, wird die Argumentation unter dem Deckmantel der Wirtschaft geführt. Die Unternehmer könnten keine Lehrlinge mehr einstellen, weil die so schlecht Deutsch sprechen. "Das schadet der Volkswirtschaft", so ÖVP-Stadträtin Isabella Leeb über die mangelnde Deutschkenntnisse der Jugendlichen.

Die ÖVP will auf die Anti-Ausländerwelle aufspringen und plakatiert den Spruch "Reden wir über Bildung. Am besten auf Deutsch". Es ist verlogen, wenn sie dieses Plakat dann mit fehlenden Sprachkenntnissen von Lehrlingen argumentiert.  (Lisa Aigner, derStandard.at, 10.8.2010)