Dem japanischen Autohersteller Toyota ist ein wichtiger Etappensieg gelungen. Wie die US-Verkehrssicherheitsbehörde mitteilte, zeigten 35 von 58 untersuchten Fahrtenschreibern von Toyota-Autos, die nach Aussagen der Fahrer durch ungewollte Beschleunigung einen Unfall verursacht hatten, dass die Bremse nicht getreten worden war. Auch in den restlichen Fällen deuten Aufzeichnungen von Fahrtenschreibern vorwiegend auf Fahrfehler hin. Wie in Flugzeugen sind in einigen Toyota-Modellen seit 2001 "Black Boxes" eingebaut, die Fahrdaten speichern.

Das Ergebnis der Untersuchung wurde im Konzern mit Erleichterung aufgenommen. Zwar muss sich Toyota noch immer für festklemmende Gaspedale und verrutschte Fußmatten verantworten, die das Unternehmen zu Rückrufen von inzwischen mehr als neun Millionen Autos gezwungen haben. Aber wenigstens hält Toyotas letzte Verteidigungslinie: Die Fahrzeugelektronik scheint nicht von selbst das Fahrzeug zu beschleunigen.

Super-GAU

Ein Nachweis eines Fehlers in der Fahrzeugelektronik, dem zentralen Nervensystems des Autos, wäre der Super-GAU für Toyota. Weil der Konzern rundheraus Fehler in der elektronischen Motordrosselung ausschließt, wäre Toyotas Glaubwürdigkeit dahin, die Zahl der Rückrufe und Sammelklagen würde explodieren.

Schon die bisherigen Rückrufe schlagen schwer zu Buche. Toyota hat nach dem Imageschaden seine Autos seit Jahresbeginn in den USA mit hohen Rabatten verkauft. In Nordamerika konnte Toyota im vorigen Quartal dennoch 36 Prozent mehr Autos absetzen als ein Jahr zuvor. Weltweit konnte der Konzern nach den Verlusten der Krisenjahren im vorigen Quartal seinen Umsatz im Vorjahresvergleich um mehr als ein Viertel steigern und in die Gewinnzone zurückfahren.

Beruhigt kann Toyota allerdings noch nicht sein. Die Verkehrssicherheitsbehörde betonte, dass der Abschluss der Untersuchungen noch Monate dauern könnte. Zudem testen die Raumfahrtbehörde Nasa und eine weitere Organisation Toyotas Elektronik weiter auf Defekte. (Martin Kölling, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 12.8.2010)