So schnell kann ein Konstrukt zusammenbrechen: Da geht der irakische Armeechef, General Babakir Zebari, hin und sagt unmissverständlich, dass die irakische Armee nicht in der Lage ist, allein für die Sicherheit im Irak zu sorgen. Und für die Sicherheit der Grenzen nach außen schon gar nicht, möchte man hinzufügen.

In Kürze werden die US-Soldaten auf 50.000 reduziert sein, 2011 werden auch diese gehen. Laut Zebari wird es bis 2020 dauern, bis der Aufbau der irakischen Armee abgeschlossen ist. So lange sollten die USA bleiben, sagt er.

Im Abkommen zwischen Washington und Bagdad, das den US-Abzug festschrieb, ist vorgesehen, dass der Irak die USA um eine Verlängerung der militärischen Präsenz ersuchen kann. Das ist für jede irakische Regierung ein zweischneidiges Schwert. Es ist innenpolitisch fast unmöglich, zuzugeben, dass man die Amerikaner womöglich braucht. Die offizielle Linie ist, dass nach dem Wiedererlangen der völligen Freiheit vom Besatzer alles im Irak gut werden wird. In Wahrheit regiert die Angst, was danach kommt.

Und wie Washington auf so eine - unwahrscheinliche - Anfrage reagieren würde, ist wieder ein anderes Kapitel. Das Land halbwegs stabilisieren, die besseren Statistiken laut über die Medien trommeln (auch wenn sie seit Monaten nicht mehr stimmen), so tun, als würde der politische Prozess auf Schiene sein, und nichts wie raus. Genau das ist mittlerweile auch das Ziel in Afghanistan. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 13.8.2010)