Indianapolis - Das verheerende Erdbeben in Haiti Mitte Jänner ist offenbar von einer bisher unbekannten geologischen Störungszone ausgelöst worden. Der US-Geophysiker Eric Calais sagte am Freitag der Nachrichtenagentur AP, anders als bisher angenommen sei das Beben nicht an der seit langem bekannten Enriquillo-Plantain-Garden-Verwerfung entstanden. Wichtigste Ursache sei eine andere Störungszone gewesen, die bisher nicht erforscht sei und möglicherweise mit der Enriquillo-Plantain-Garden-Verwerfung in Verbindung stehe.

Solche Verwerfungen entstehen dort, wo zwei Kontinentalplatten aufeinanderstoßen, auseinandertreiben oder aneinanderreiben. Viele dieser Störungszonen sind seit langem bekannt. Bruce Presgrave von der US-Erdbebenwarte bestätigte indes, es sei schon mehrfach vorgekommen, dass nach einem großen Beben neue Störungszonen entdeckt würden.

Frühe Warnungen

Der Geophysiker Calais, der an der Universität Purdue in West Lafayette im US-Staat Indiana forscht, hatte seine Erkenntnisse diese Woche auf einer Konferenz in Brasilien vorgestellt. Sie beruhen auf Untersuchungen der Oberfläche im Erdbebengebiet rund um die haitianische Hauptstadt Port-au-Prince und auf GPS-Daten. Bereits 2008 hatte Calais vor einem schweren Erdbeben in Haiti gewarnt, damals ging allerdings auch er davon aus, dass ein solches Beben an der Enriquillo-Verwerfung entstehen würde. (APA/apn)