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Mit dem Bau der Werkbundsiedlung wurde im Herbst 1930 begonnen. Die Siedlung wurde aus 33 Haustypen errichtet: 22 Reihenhaustypen, sieben Typen mit gekuppelter Verbauung, drei Einzelhaustypen und einer Sondertype. Finanziert wurde die Errichtung von der Heimbauhilfsaktion der Gemeinde Wien, die Häuser waren zum Kauf in Baurecht bestimmt. Es konnten jedoch nur 14 Häuser verkauft werden. 1939 übernahm die Gemeinde die verbliebenen Häuser in ihre Verwaltung und vermietete sie. Sechs Häuser wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, an deren Stelle in den Jahren 1951, 1952 und 1956 Neubauten in Privatbesitz errichtet wurden. Seit 1978 steht die Werkbundsiedlung unter Denkmalschutz.

Foto: APA/Pfarrhofer

Die Wiener Stadtregierung nimmt nun die Sanierung der sogenannten "Werkbundsiedlung" in Wien-Hietzing in Angriff. Das Architektur-Juwel im Westen Wiens, an dessen Entstehung vor 77 Jahren 32 teils weltberühmte Architekten beteiligt waren, werde ab Mitte September revitalisiert, gaben Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (beide SPÖ) am Dienstag bekannt. Die Gesamtkosten wurden mit rund 10 Millionen Euro beziffert.

Eine eigens dafür gegründete Gesellschaft, die WISEG (Wiener Substanzerhaltungsgesellschaft & Co KG), werde dabei alle Agenden übernehmen, um eine professionelle Abwicklung zu gewährleisten. Dadurch soll zum einen sichergestellt werden, dass die Erneuerung des architektonischen Kulturerbes den hohen Anforderungen entspreche, zum anderen, dass auch die Mieter umfassend betreut werden, hieß es.

Am Besitzverhältnis ändert sich nichts: Jene knapp 50 Häuser, die nun revitalisiert werden, befinden sich weiterhin im Eigentum der Stadt. Laut Ludwig wird man sich aber auch um die Eigentümer der 22 im Privatbesitz stehenden Objekte bemühen. Diese können bei einer Renovierung ebenfalls mit Mittel aus dem Fördertopf der Stadt rechnen. Mit den Arbeiten wird voraussichtlich Ende des Jahres begonnen.

Auch an den Mietverhältnissen gibt es keine Änderungen, wurde heute betont. Künftig will die Stadt, falls in der Werkbundsiedlung Wohnungen frei werden, diese jedenfalls an Personen vergeben, die eine Affinität zur Architektur vorweisen können.

Opposition kritisiert "Stückwerk"

Von den Wiener Oppositionsparteien wurde die Ankündigung zur Sanierung skeptisch aufgenommen. "Werden zehn Millionen Euro reichen?", fragte der Hietzinger VP-Gemeinderat Bernhard Dworak, der die Ankündigung auch als "reine Ankündigungspolitik vor den Wahlen" bezeichnete. Ein Angebot an die Mieterinnen und Mieter der Siedlung, die von ihnen bewohnten Häuser und Wohnungen der Werkbundsiedlung käuflich zu erwerben, könnte einen Anreiz dazu schaffen, nachhaltig die Substanz zu erhalten, so Dworak.

"Offensichtlich hat die Wiener SPÖ nun doch erkannt, dass es bald zu spät für eine Sanierung der Werkbundsiedlung wäre und man sich nicht noch ein verfallenes Architekturjuwel in Wien leisten kann", sagte die Planungssprecherin der Wiener Grünen, Sabine Gretner. "Ein ähnliches Schicksal wie bei der 'Stadt des Kindes', die durch einen Teilabriss zerstört wurde, ist somit hoffentlich vom Tisch." Warum das Sanierungskonzept aber "mehr als zehn Jahre gedauert hat, ist mir unerklärlich", so Gretner.

FPÖ-Architektursprecherin Henriette Frank meinte, eine laufende Sanierung des Architekturdenkmales wäre effizienter und günstiger gewesen. "Abbröckelnde Fassaden und feuchte Keller haben die Bausubstanz angegriffen, so dass die Werkbundsiedlung vom 'World Monuments Fond' (WMF) auf die Liste der weltweit am meisten gefährdeten Kulturdenkmäler gesetzt wurde."

Gebaut von 1930 bis 1932

Die Werkbundsiedlung entstand in den Jahren 1930 bis 1932 unter der Leitung des Architekten Josef Frank. Die Objekte stammen unter anderem von Adolf Loos, Josef Hoffmann oder Clemens Holzmeister. Die Siedlung gilt heute als eines der bedeutenden Beispiele moderner Architektur in Wien.

Die bis dato letzte Revitalisierung wurde in den Jahren 1982 bis 1985 durchgeführt. Aufgrund des in den 1930er-Jahren verwendeten Baumaterials - das laut Rathaus damals ebenfalls ein Experimentierfeld für die beteiligten Architekten war - besteht nun erneuter Sanierungsbedarf. In den vergangenen Jahren wurden in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt Vorarbeiten für die geplante Revitalisierung der Siedlung durchgeführt.

Ziel sei es gewesen, das Konzept für eine nachhaltige Sanierung mit einer deutlichen Steigerung des Wohnkomforts für die Mieter zu erstellen - sowie die erforderlichen finanziellen Mittel bereitzustellen, wie betont wurde. Diese Unterstützung ist nun gesichert. Da die Arbeiten laut Ludwig "bei weitem" nicht aus der Mietzinsrücklage finanziert werden kann, wird der Großteil von Wiener Wohnen gezahlt. (red/APA)