Öffnet man in Österreich einen Lebenslauf, stechen als erstes - wenn vorhanden - akademischer Grad, Name und Foto ins Auge. Und schon entsteht ein Bild im Kopf. Für diese Erkenntnis muss man weder Psychologe noch Hirnforscher sein. Schon diese drei Informationen lassen Vorurteile gären, noch bevor die Liste der beruflichen Qualifikationen in Angriff genommen wurde.

Dass bei vergleichbaren Fähigkeiten und Qualifikationen zum Beispiel türkische Namen ein Hindernis bei Bewerbungen sein können, hat eine Studie der Universität Konstanz gezeigt. In einem Feldversuch wurden über 1.000 fiktive Bewerbungen für Praktikumsstellen für Wirtschaftsstudenten verschickt. Bewerbungen mit türkischem Namen wurden 14 Prozent häufiger negativ beantwortet. In kleinen Betrieben geschah das noch häufiger. Die Chance überhaupt zum Vorstellungsgespräch zu gelangen, schwindet also schon, wenn man nicht den "richtigen" Namen hat.

Die Ergebnisse haben in Deutschland nun eine Diskussion über anonymisierte Bewerbungsverfahren ausgelöst, eine Handvoll Unternehmen starten einen Pilotversuch mit anonymisierten Stellenbewerbungen. In den USA wird mit Bewerbungen schon lange viel anonymer umgegangen. In Österreich ist es bis dato, bis auf die populistische Forderung einer Partei nach anonymisierten Bewerbungen für Beamte, noch still und leise um das Thema - inflationäres Philosophieren über die Rolle der social networks bei der Job- und Personalsuche ist wohl angenehmer. Gut eignen würde sich so ein Pilotversuch (Bewerber einmal mit persönlichen Angaben und einmal anonymisiert aussuchen) auch abseits der Personalabteilungen, nämlich als Test wie es mit den eigenen Vorurteilen im Kopf bestellt ist - nicht jedem würde das Ergebnis gefallen. (derStandard.at, 19.8.2010)