Graz - Ein Bild Jörg Haiders am Grazer Schlossberg, Jörg Haider da, Jörg Haider dort - und immer an seiner Seite: Gerald Grosz. Die Parteizentrale des steirischen BZÖ gleicht einer Gedenkstätte des verstorbenen Kärntner Landeshauptmannes.

Der Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Herbst, Gerald Grosz, steht dazu, wie er es auch auf einer Wahlgeschenk-Ansichtskarte dokumentiert: "Echte Freunde bleiben unvergessen". Haiders Geist weht auch durch die Wahlkampf-Plakatserie, die Grosz am Mittwoch präsentierte. Die Sujets und Slogans gleichen den Auftritten des Gründers des BZÖ: "Er räumt auf", heißt es da. Oder "Der traut sich was".

Grosz will mit Haider punkten, er sieht sich als legitimer Hüter des politischen Erbes des verstorbenen Rechtspopulisten. Grosz: "Jörg Haider ist in meinem Herzen, und ich werde trotz dieser größten Lügenkampagnen weiter zu meinem Vorbild stehen." Es gibt, so glauben es zumindest Grosz und der nach Graz zum Wahlkampfstart geeilte stellvertretende Parlamentsklubchef Peter Westenthaler, so etwas wie einen Kollateralnutzen der Affäre um "Haider-Millionen". Westenthaler zum Standard: "Immer, wenn Jörg Haider besonders angegriffen worden ist, hat es ihm bei den Wahlen genützt."

Die FPÖ-"Heimseite"

Einige Meter von der BZÖ-Zentrale in der Grazer Innenstadt entfernt, schraubten am Mittwoch zur selben Zeit FPÖ-Mitarbeiter das Parteischild an die Wand der neuen Parteizentrale in der Hans-Sachs-Gasse. Oben im 4. Stock, vorbei an der Cosa Nostra - einem Restaurant - stellte FPÖ-Landeschef Gerhard Kurzmann seine neue "Heimseite" (sic!) vor - im adaptierten "War-Room". Wobei sich Kurzmann beeilte zu betonen, dass er den Begriff "War-Room" nicht verwende, er sei nur Teil der Wahlkampagne des Parteigeschäftsführers Georg Mayer. Kurzmann sieht sich ja als Kämpfer gegen Anglizismen.

Wie Grosz greift auch Kurzmann tief hinein in die rechte Slogankiste. "Mehr Heimat statt Moscheen", "Die eigene Bevölkerung stärken". Mit ihren auf Plakaten und im Netz verschickten Botschaften zielen beide - BZÖ und FPÖ - auf die gleiche Klientel.(Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2010)