Bei aller berechtigten Kritik an der pakistanischen Führung: Das mediale Herumreiten auf dem "Megaversagen" der Behörden bei der Hochwasserkatastrophe ist oberflächlich und verzichtbar. In einem Land, in dem wenig funktioniert, wird im Augenblick der Katastrophe noch weniger funktionieren. Aber den Schluss daraus zu ziehen, dass andere Länder solchen Situationen gewachsen wären, ist absurd. Jede mittlere Überschwemmung in Österreich sollte uns eines Besseren belehren.

Man denke sich ein Fünftel Österreichs unter - meterhohem - Wasser, die gesamte bewohnte Fläche entlang der größeren Flüsse ist weg, betroffen sind Hunderttausende, tot ein paar hundert Menschen. Alle Nachbarländer (soweit sie nicht selbst unter Wasser stehen) schicken schnelle Hilfe, anders als Pakistan haben wir keinen Nachbarn, in dem Krieg geführt wird, und keinen Nachbarn, mit dem wir hin und wieder selbst am Rande des Krieges stehen. Wir haben auch keinen bewaffneten Aufstand, mit dem unsere Armee ohnehin schon heillos überfordert ist.

Als in New Orleans die Menschen hilflos in einem riesigen Becken ertranken, war es der dezentralisierte freie Staat, in Russland ist es der zentralisierte unfreie Staat, der effizienter Hilfe im Weg stand. Alles selbst verursacht. Man kann nur hoffen, dass wir nie erfahren müssen, was bei uns die Ursache sein würde. Denn angesichts solcher großen Katastrophen gibt es nur Scheitern.(Gudrun Harrer, DER STANDARD Printausgabe 19.8.2010)