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Foto: Reuters/ ANDREW WONG

London/Peking/Toronto - Vor dem Hintergrund der gefährlichen Lungenkrankheit SARS ist der chinesische Gesundheitsminister Zhang Wengkang zurückgetreten.

Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag berichtete, bestimmte das chinesische Parlament Vizeministerpräsidentin Wu Yi zur Übernahme seiner Amtsgeschäfte.

Sie war bereits bisher für die Gesundheitsversorgung zuständig. Zhang stand wegen des Umgangs mit SARS in der Kritik, bereits am vergangenen Wochenende musste er seine Ämter in der KP-Führung aufgeben. In China sind an der Krankheit bisher nach offiziellen Angaben 115 Menschen gestorben, weitere 116 in Hongkong.

Britische Studie hält SARS für gefährlicher als angenommen

Die Lungenkrankheit SARS ist nach einer britischen Studie möglicherweise tödlicher als bisher angenommen. Zu diesem Schluss gelangt Professor Roy Anderson vom Imperial College London, nach BBC-Angaben vom Samstag eines der weltweit führenden Institute für Infektionskrankheiten.

Wie der Wissenschafter in einem BBC-Interview sagte, könnten nach seinen Berechnungen zwischen acht und 15 Prozent der mit SARS infizierten Menschen sterben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht von einer Sterblichkeitsrate zwischen fünf und sechs Prozent aus.

Zahlreiche weitere SARS-Todesfälle in Asien gemeldet

Peking/Taipeh (APA/AP) - China hat am Sonntag weitere neun Todesfälle in Folge der Lungenkrankheit SARS gemeldet, acht davon in Peking. Die Zahl der SARS-Toten in China stieg damit auf 131. Das Gesundheitsministerium gab 161 neue Infektionsfälle bekannt, davon 126 in Peking. Die Zahl der Erkrankten stieg damit landesweit auf 2.914. In Hongkong starben nach offiziellen Angaben vom Sonntag weitere zwölf Patienten, die Zahl der SARS-Todesopfer beträgt dort nun 133.

Auch in Taiwan starb erstmals ein Patient an den Folgen von SARS. Die Regierung in Taipeh erklärte am Sonntag, der 56-Jährige habe sich die Krankheit nach einem Besuch seines Bruders zugezogen. Taiwan hat bisher 55 Infektionsfälle gemeldet.

Resolution der asiatischen Länder

Auf einem Treffen in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur haben Gesundheitsminister der asiatischen Länder und Spitzenvertreter ihrer Gesundheitsbehörden eine Resolution mit dem Ziel einer besseren Zusammenarbeit im Kampf gegen SARS beschlossen. Die Minister der Vereinigung Südostasiatischer Staaten (ASEAN) sowie Vertreter aus Südkorea, China, Japan und der WHO kamen überein, so genannte Kontaktstellen einzurichten, um die Kommunikation zu beschleunigen. Zur internationalen und regionalen Zusammenarbeit gebe es keine Alternative, hieß es.

SARS bleibe länger infektiös als andere Viren

Die Studie des britischen Professors stützt sich den Angaben zufolge auf die Analyse von etwa 1.400 SARS-Fällen in Hongkong. Nach den Ergebnissen der Studie bleibe SARS weit länger infektiös als andere Viren, hieß es weiter. Voraussagen über eine flächenbrandartige weltweite Ausbreitung der Lungenkrankheit nannte Anderson jedoch übertrieben. "Es sieht so aus, als wenn sie in den entwickelten Ländern durch eine sehr gute Überwachungspraxis unter Kontrolle ist", sagte er. Anlass zur Sorge würden jedoch die bevölkerungsdichten Entwicklungsländer wie China und Indonesien geben.

Neuer chinesischer Gesundheitsminister

Unterdessen ist Vize-Premierministerin Wu Yi zur neuen chinesischen Gesundheitsministerin ernannt worden. Die 64-Jährige soll für eine bessere Kontrolle der sich ausbreitenden Krankheit sorgen. Ihr Vorgänger Zhang Wenkang war bereits vor einer Woche abgesetzt worden, nachdem die Regierung festgestellt hatte, dass in Peking hunderte von SARS-Fällen nicht gemeldet worden waren. Die WHO kritisiert nach wie vor die schleppende Information Chinas über die Ausbreitung von SARS. Mit den vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Angaben könne das wahre Ausmaß der Krankheit nicht beschrieben werden, sagte ein WHO-Sprecher.

19 Menschen im Raum Toronto gestorben

Die kanadische Wirtschaftsmetropole Toronto hat empört auf die Warnung der WHO reagiert, Besuche der Stadt wegen der SARS-Gefahr nach Möglichkeit zu vermeiden. Kanadas Ministerpräsident Jean Chretien hält die Stadt für sicher. Nach der Statistik des kanadischen Gesundheitsministeriums sind 324 Fälle der schweren Infektionskrankheit bekannt. Drei Patienten erlagen am Freitag und in der Nacht zuvor der Krankheit, wie kanadische Medien berichteten. Damit sind seit der ersten Ansteckung, die die Behörden auf einen Fluggast aus China zurückführen, 19 Menschen im Raum Toronto an SARS gestorben.

Popstars sagen auch Torontoauftritte ab

Popstars sagten Auftritte in Toronto wegen SARS ab. Dazu gehörten Billy Joel, Elton John und "American Idol"-Gewinnerin Kelly Clarkson. Wie die Webseite des Musikmagazin "Billboard" am Freitag meldete, sollten Billy Joel und Elton John am kommenden Montag im ausverkauften Air Canada Center spielen. Clarkson, deren erstes Album "Thankful" den Spitzenplatz der US-Charts belegt, wollte bei verschiedenen Shows auftreten. Zuvor hatten bereits Lisa Marie Presley und Styx ihre Reisen nach Toronto abgesagt.

SARS-Verdachtsfall in Südafrika

In Südafrika gibt es einen zweiten Patienten mit Verdacht auf Infizierung mit der Lungenkrankheit SARS. Eine 19-jährige Studentin aus Pretoria, die vergangene Woche aus China zurückkehrte, wurde nach Berichten des südafrikanischen Rundfunks vom Samstag im Krankenhaus unter Quarantäne gestellt. Sie war am Vortag mit Anzeichen von SARS ins Hospital gebracht worden. Die Ergebnisse der vorgenommenen Tests sollen kommende Woche vorliegen.

In der südafrikanischen Hauptstadt wird ein 62-jähriger Geschäftsmann seit dem 4. April als "wahrscheinlicher SARS-Fall" behandelt. Die ersten Tests waren negativ zurückgekommen, die Ergebnisse weiterer Tests wurden bisher noch nicht veröffentlicht. Der Zustand des Mannes hat sich in der Zwischenzeit verschlechtert. Er war am 27. März von einer Asienreise zurückgekehrt.

Indien meldet sechsten SARS-Fall

In Indien wurde ein sechster Fall von SARS bekannt. Ein 42-Jähriger in der Zehnmillionenstadt Kalkutta, der kürzlich von einer Geschäftsreise in China zurückkehrte, sei positiv getestet worden, erklärten die Gesundheitsbehörden am Sonntag. Er wurde auf eine Isolierstation in einem Krankenhaus gebracht. Die Familie des Mannes wurde zu Hause unter Quarantäne gestellt. (APA/dpa)