Elisabeth Leopold mit "Wally".

Foto: Standard/Regine Hendrich

Wien - Egon Schiele und Wally Neuzil, einander zugeneigt: Montagvormittag wurde im Leopold Museum das "Bildnis Wally" enthüllt. Im Schiele-Saal mit der Raumnummer zehn hat das lang umkämpfte Porträt von Schieles Geliebter nun seinen Platz neben seinem "Selbstporträt mit Lampionfrüchten" gefunden. "Es war die fehlende Hälfte", betonte Elisabeth Leopold, die Witwe des vor knapp zwei Monaten verstorbenen Kunstsammlers Rudolf Leopold, bei einer Pressekonferenz. Das Museum ist heute bis 20 Uhr bei halbem Eintrittspreis geöffnet. Neben dem Gemälde werden Texte über Provenienz und Restitutionsgeschichte sowie über die Porträtierte Walburga Neuzil zu lesen sein.

"Politisches Umdenken"

13 Jahre lang war die "Wally" nicht in Wien, im erst nach der Beschlagnahmung 1998 eröffneten Leopold Museum hängt sie nun zum ersten Mal. Umso größer wird "Welcome Wally" gefeiert: Schon den Stiegenaufgang pflastern Wally-Plakate, der Eingangsbereich vor den Schiele-Räumen hält ausführliche Bild- und Infotafeln zur Biografie Wally Neuzils, zum kunsthistorischen Kontext des Gemäldes sowie zu "Wally und die Folgen" bereit. Immerhin habe "dieses Bild ein neues politisches Umdenken begründet" und zum heutigen Restitutionsgesetz geführt, wie Elisabeth Leopold unterstrich.

Rudolf Leopold hatte in seinen Schriften über Schiele stets betont, dass das Porträt Wallys als "Gegenstück zu seinem Selbstbildnis" gemalt worden sei. Das Bildformat ist identisch, aber auch formale und stilistische Ähnlichkeiten stechen ins Auge: Die Pflanzenmotive im Hintergrund, die schmächtigen Körper, die abgeschnittenen Haare durch den Bildrand und die Neigung der Köpfe, die sich einander zuzuwenden scheinen. Neben dem "Bildnis Wally" hängt eine weitere Darstellung der Schiele-Geliebten, mit der er zwischen 1912 und 1915 lebte: Die "Knieende mit grauem Umhang".

"Mit großer Rührung" wohnte Sohn Diethard Leopold der Enthüllung bei, betonte allerdings: "Wenn wir uns freuen, dass sie hier hängt, sollen wir nicht vergessen, was geschehen ist, was einmal war und was unwiederbringlich verloren gegangen ist." Bei den Erben nach Lea Bondi-Jaray, der das Bild während der NS-Zeit entzogen wurde, bedankte sich Leopold, "dass sie diesen historischen Vergleich möglich gemacht haben". Mit den Erben akkordiert wurde der Text, der neben dem Bild zu lesen ist und die Geschichte um Entziehung und jahrelangen Rechtsstreit erzählt.

"Dieser Text weist aus, dass das Bild entzogen wurde", erläuterte Andreas Nödl, Anwalt und Vorstandsmitglied der Leopold Stiftung. "Er weist auch aus, dass das Bild dann der falschen Familie rückgestellt wurde. Das macht klar für uns, dass es sich um einen Rechtsstreit zwischen zwei Familien handelt, der auf dem Rücken des Leopold Museums ausgetragen wurde." Nach der Beschlagnahmung 1998 im Anschluss an eine Schiele-Ausstellung in New York und dem jahrelangen Rechtsstreit einigte sich die Stiftung Leopold mit den Erben Bondi-Jarays im Juli auf eine Vergleichs-Zahlung von 15 Mio. Euro.

Gewinner sei "letztlich die Öffentlichkeit"

Der große Gewinner des Vergleichs sei "letztlich die Öffentlichkeit", sagte der kaufmännische Direktor des Museums, Peter Weinhäupl. Die "Wally" sei "für Österreich gerettet - sie ist eine Ikone". Für die Finanzierung des Vergleichs wurde bereits ein Konvolut von anderen Werken beim Bundesdenkmalamt für eine Ausfuhrgenehmigung eingereicht. Medienberichte, wonach diese Genehmigung bereits erteilt sei, wollte Weinhäupl so nicht bestätigen. "Wir haben sie noch nicht in der Hand."

Um welche Werke es sich handelt und welche aus dem Konvolut schließlich zum Verkauf ausgewählt werden, wolle man noch nicht öffentlich machen. Auch ob es eine zusätzliche Unterstützung der öffentlichen Hand geben werde, sei noch nicht klar. Für den laufenden Betrieb forderte Elisabeth Leopold allerdings eine höhere Zuwendung seitens des Bundes. Das Kulturministerium solle dem Haus "endlich den Rang einräumen, den es verdient." (APA)