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Grafik: APA

Tokio - Im Kampf gegen den Höhenflug des Yen schließt die japanische Regierung Kreisen zufolge eine direkte Intervention am Devisenmarkt nicht aus. Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte am Mittwoch, es könnte auch zu einem Alleingang kommen. Experten räumen einem einseitigen Vorgehen der Regierung jedoch nur geringe Erfolgschancen ein. Sie bezweifeln auch, dass die Bank von Japan zu einem entschiedenen Gegensteuern bereit ist. Zuletzt wurde darüber spekuliert, dass die Notenbank noch vor ihrer nächsten regulären Zinssitzung am 6. und 7. September den Geldhahn weiter aufdreht.

Finanzminister Yoshihiko Noda verschärfte den Ton: Er werde angemessen reagieren, wenn das nötig wäre, sagte er vor Journalisten. Er habe aber noch keine entsprechenden Anweisungen von Ministerpräsident Naoto Kan erhalten. Kan selbst lehnte eine Stellungnahme zu einer Intervention am Devisenmarkt ab. Die Wirtschaftszeitung "Nikkei" hatte zuvor berichtet, das Finanzministerium werde möglicherweise Yen verkaufen, um den Kurs zu drücken.

Verbale Interventionen

Am Dienstag hatte die japanische Währung zum Dollar den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht, zum Euro ist der Yen so teuer wie seit neun Jahren nicht mehr. Die japanische Regierung versucht seit längerem, mit verbalen Interventionen den Yen-Höhenflug zu stoppen und hat auch Druck auf die Notenbank ausgeübt, ihr im Kampf gegen die Konjunkturschwäche zu helfen. Analysten bezweifelten jedoch, dass die Bank von Japan viel tun wird, um den Yen-Anstieg zu dämpfen: "Wenn sie wirklich aktiv werden wollen, müssen sie Inflationserwartungen schaffen", sagte Martin Schulz vom Forschungsinstitut Fujitsu. "Aber ich glaube nicht, dass die Bank von Japan in diese Richtung gehen wird." Japan hat zuletzt im März 2004 am Devisenmarkt interveniert, um einen Anstieg des Yen zu verhindern.

Seit Jänner 2010 legte der Yen zum Dollar um etwa 10 Prozent zu. Dabei spielen aber die schlechten Konjunkturdaten aus den USA eine wichtige Rolle, zusammen mit anderen Faktoren, die die Regierung in Tokio nicht beeinflussen kann. Es wird befürchtet, dass die starke Landeswährung die exportabhängige Wirtschaft in Mitleidenschaft zieht. Derzeit scheinen aber die japanischen Firmen kaum unter dem Yen-Höhenflug zu leiden: Im Juli setzten sie nach Daten des Finanzministeriums 23,5 Prozent mehr im Ausland ab als im Vormonat. Experten hatte nicht mit einem derart großen Exportplus gerechnet. Auch die Gewinne der Unternehmen entwickeln sich stabil: Im Frühjahrsquartal verdienten sie deutlich mehr. Allerdings dürfte die Erholung des Außenhandels in den kommenden Monaten an Fahrt verlieren, und auch die Firmen-Ergebnisse dürften unter Druck geraten.

Börsen geben nach

Die Börsen in Fernost haben heute heute erneut auf breiter Front nachgegeben. Der Nikkei-Index in Tokio rutschte auf ein 16-Monats-Tief und schloss in Tokio 1,66 Prozent tiefer bei 8.845 Punkten. Er blieb damit unterhalb der 9.000-Punkte-Marke, die er am Vortag erstmals seit Anfang Mai 2009 durchbrochen hatte. Der breiter gefasste Topix-Index fiel um 1,27 Prozent auf 807 Punkte. Auch die Börsen in Taiwan, Singapur, Südkorea, Hongkong und der chinesische Leitindex lagen im Minus.

Dass der Nikkei die 9.000-Punkte-Marke durchbrochen habe, sei bezeichnend, sagte Koichi Nosaka, Marktanalyst von Securities Japan. Der Markt hoffe und fordere Schritte von der Zentralbank, sagte Kazuhiro Takahashi, Geschäftsführer von Daiwa Securities Capital Markets.

Der japanische Finanzminister Yoshihiko Noda erklärte, er sei von Ministerpräsident Naoto Kan angewiesen worden, Marktbewegungen zu beobachten. Genaue Anweisungen habe er aber nicht bekommen. Die Regierung werde falls nötig aber in angemessener Weise reagieren.

Zu den Verlierern gehörten in Tokio erneut die Titel von Exportunternehmen. Die Aktien von Honda Motor gaben um über drei Prozent nach, die Anteilscheine von TDK verbilligten sich ebenfalls um über drei Prozent.

Zuvor war in New York der Dow-Jones-Index der Standardwerte um 1,3 Prozent auf 10.040 Punkte gesunken. (Reuters/rb)