Numan (Stipe Erceg) mit seiner Mutter (Özay Fecht).

Foto: WDR/Bernd Spauke

"Takiye - Spur des Terrors" steht auf den ersten Blick unauffällig neben anderen Filmen des Genres, ist nicht besser und nicht schlechter. Man fiebert mit den - mit Empathie und teils sehr sympathisch gezeichneten - Hauptdarstellern, es gibt gute Türken und böse Türken, wie in der wirklichen Welt. Dass ein Rauschebart-Anatole seit ewigen Zeiten für den Verfassungsdienst spitzelt, und zwar aus Überzeugung und Anständigkeit, und der ganovenhafte Numan - der Bruder des Filmhelden Metin - ein ethisch hochstehender Mensch ist: Das verstehen die Filmemacher wahrscheinlich unter "differenziert".

"Auf wahren Begebenheiten" - wird der Zuseher informiert - beruhe der Plot über die islamischen Anlagefirmen, die tatsächlich allein in Deutschland etwa 15.000 meist kleine Sparer um ihr Geld brachten. Diese Information kommt am Ende des Films inmitten unklarer Reminiszenzen an islamistischen Terror. Und da ist auch der Knackpunkt, denn dass genau dieser Teil - dass die ergaunerten Gelder in die Finanzierung islamistischen Terrorismus geflossen sind - erfunden ist, weiß nur, wer zufällig ein Interview mit Autor Kadir Sözen gelesen hat.

Selbstverständlich dürfen wahre Storys fiktiv weitergesponnen werden, das ist fast immer so. Aber dass in einer Geschichte über Kriminalität von Muslimen auch noch der Terror hineinmuss, das hat dann doch ganz einfach System. Wie auch der Titel Takiye: Aus dem islamophoben Diskurs entlehnt, heißt dieser nichts anderes, als dass Muslime die religiöse Lizenz zum Lügen und Betrügen haben, wenn es dem Islam dient - womit wohl der Terror gemeint ist. Und da sind wir in der untersten Schublade. (Gudrun Harrer, DER STANDARD; Printausgabe, 27.8.2010)