Der steirische FPÖ-Spitzenkandidat Gerhard Kurzmann verteidigte das Spiel am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz, er verstehe die Aufregung überhaupt nicht, dies sei ein "Sturm im Wasserglas". Er wolle einer Islamisierung Europas nicht das Wort reden und er könne "das alles im Interesse vom Jugend und Frauen nicht gutheißen".

Dann wandte er sich an die Frauen unter den Journalisten, ob diese denn z. B. eine Burka tragen möchten. Man wolle Herr im eigenen Haus bleiben und nicht Fremder. Kurzmann beklagte weiters, dass "der Großteil der Tageszeitungen" ein FPÖ-Inserat (mit dem Thema Islam, Anm.) abgelehnt hat, "so viel zur freien Meinungsäußerung".

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Die Staatsanwaltschaft Graz hat ein Ermittlungsverfahren wegen des "Anti-Minarett-Spiels" eingleitet, das auf der Homepage der steirischen FPÖ eingerichtet ist - der WebStandard berichtet. Der steirische Landtagsklub der Grünen hatte Anzeige gegen das Spiel erstattet, bei dem Minarette und Muezzine abgeschossen werden sollen. Nach den Grünen bringt nun auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) eine Anzeige wegen Verhetzung gegen das Spiel ein. "Es ist menschenverachtend, wie auf Muezzins und Minarette geschossen wird. Eine Weltreligion wird so herabgewürdigt". Mittlerweile wird auch innerhalb der FPÖ Kritik laut.

Verdacht der Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren

Die Anzeige lautet nach Angaben der Staatsanwalt auf Verdacht der Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren, Delikte, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bzw. sechs Monaten bedroht sind. Ob das Spiel per einstweiliger Verfügung vom Netz genommen werden muss, könne noch nicht gesagt werden.

"Das ist Religions- und Fremdenfeindlichkeit sondergleichen."

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Anas Schakfeh, reagierte im ORF-"Morgenjournal" empört. "Das ist Religions- und Fremdenfeindlichkeit sondergleichen." Nun werde überlegt, welche rechtlichen Schritte zu unternehmen seien. Auch aus der SPÖ kamen kritische Stimmen. Bundesgeschäftsführerin Rudas sprach von "rassistischer Hetze".

Parteiinterne Kritik kommt vom niederösterreichischen FPÖ-Abgeordneten Christian Höbart. "Dieses Spielchen überspannt meiner Meinung nach schlicht den Bogen", heißt es in einer internen Mitteilung Höbarts an den "lieben Gerhard". In der steirischen FPÖ versucht man nun gegenzusteuern. Jeder, der behaupte, bei dem Spiel werde geschossen, müsse mit einer Klage des Parteianwaltes rechnen. Es gebe kein Fadenkreuz, die Muezzine würden mit einer Stopptafel gestoppt, hieß es von Landesgeschäftsführer Georg Mayer. Die Bundes-FPÖ hat das Spiel ihrer Landesgruppe verteidigt.

Klare Worte

Der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari hat sich am Mittwoch mit klaren Worten gegen Verhetzung durch ein Computerspiel der FPÖ gewandt. Wie Kapellari in einer Erklärung meinte, sehe er durch das Spiel das Zusammenleben religiöser Glaubensgemeinschaften in der Steiermark gefährdet.

"Das hebt eine Schranke des interreligiösen Respekts auf und ist strikt abzulehnen", so der steirische Bischof.

Aus der Schweiz

Das Anti-Minarett-Spiel mit dem Titel "Moschee-Baba", in dem es darum geht, Moscheen und Minarette sowie Muezzine abzuschießen und dafür Punkte zu sammeln, wurde von der FPÖ gemeinsam mit dem Schweizer Werbefachmann Alexander Segert entwickelt, der die umstrittene Werbelinie für ein Minarettverbot in der Schweiz entwickelt hatte. (APA/red)

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