Klagenfurt - Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (FPK) bleibt dabei. Sein Bad Kleinkirchheimer Amtskollege Matthias Krenn soll neuer Klagenfurter Messepräsident werden. Krenn war von Scheider überfallsartig zum Nachfolger des schwer erkrankten derzeitigen Messepräsidenten und Hoteliers Walter Dermuth (VP) bestellt worden. Das hatte zu einem massiven Aufschrei geführt. Alle Stadtsenatsparteien außer dem FPK protestierten heftig. Nicht nur das stil-lose Vorgehen Scheiders wird angeprangert, sondern auch dessen Versuch, in kürzester Zeit die beiden wichtigsten Unternehmen der Stadt von schwarz auf blau umzufärben. Vor kurzem nämlich war der Kurzzeit-FPÖ-Obmann und großzügigst abgefundene Ex-Asfinag-Vorstand Mathias Reichhold zum Aufsichtsratspräsident der Klagenfurter Stadtwerke bestellt worden.

Politischer Postenschacher

Scheiders Alleingang bei Krenn könnte nun die Klagenfurter Stadtpolitik noch weiter destabi-lisieren. Koalitionspartnerin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) schäumt: "In dieser Frage ist Sachkompetenz gefragt und nicht politischer Postenschacher." Scheider solle zuvor eine Allianz mit den Klagenfurter Wirtschaftstreibenden suchen. Sie werde jedenfalls einer Bestellung Krenns nicht zustimmen. Ihr VP-Stadtsenatskollege Herbert Taschek findet: "Es ist ein Armutszeugnis, dass man keinen geeigneten Kandidaten aus Klagenfurt gefunden hat." Immerhin sei die Stadt 48-Prozent- Eigentümerin der Messegesellschaft. 26 Prozent halten die Kärntner Landesholding sowie die Wirtschaftskammer Kärnten.

Auch WK-Präsident Franz Pacher findet keinen Gefallen am "Versorgungsposten" für Krenn. Scheider missbrauche aus parteipolitischen Gründen sein Vorschlagsrecht für den Messepräsidenten. Doch er könne das nicht allein entscheiden, es brauche dafür einen Stadtsenatsbeschluss. Doch SPÖ, ÖVP und Grüne wollen keinesfalls zustimmen. Offen ist jedoch, wie die Landes-VP, die auf Landesebene Koalitionspartner der FPK ist, darauf reagiert. Parteichef Josef Martinz will als Aufsichtsratschef der Landesholding zwar für Krenn stimmen, sieht dessen Bestellung mit Verweis auf den ausstehenden Stadtsenatsbeschluss aber noch keineswegs "gegessen". Denn die beiden VP-Stadträte müssten ja zustimmen. Sollten diese das tatsächlich tun, dann wäre wohl die blau-rote Koalition in Klagenfurt ernsthaft gefährdet.

Vorerst einmal hat Scheider die Messe-Generalversammlung, bei der Krenn bestellt werden sollte, verschoben. (stein, DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.9.2010)