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"Auf die Plätze, fertig, grün!" Die Grünen starten ihren Wahlkampf.

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Parteiobfrau Glawischnig: "Es gibt eine falsche Verteilung von Solidarität und Profit."

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Spitzenkandidatin Vassilakou hofft nach wie vor auf "die Sensation".

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Auch Alexander Van der Bellen sagte: "Ich wünsche mir, dass die SPÖ die Absolute verliert."

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Wien - Ganz dem Klischee entsprechend reisten die Grünen-Kandidaten für die Wien-Wahl mit E-Bikes und Segways zum Wahlauftakt an. Im Museumsquartier starteten sie am Dienstag in den Wahlkampf. Als einzige Partei haben sie sich entschieden, den Wahlkampfauftakt am Vormittag durchzuführen. Vier ältere Herren in schwarzem Anzug und mit Sonnenbrille ("Swing-Combo") spielten jazzige Musik, bevor Maria Vassilakou und ihr Team in der Arena 21 eintrafen.

Kabarettist Werner Brix führte durchs Programm. 300 Grün-Anhänger waren gekommen und Thomas Blimlinger, Grüner Bezirksvorsteher von Neubau, eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: "Die letzten Tage und Wochen waren nicht einfach für uns, aber jetzt ist es wichtig, dass wir zusammenhalten. Ich bin überzeugt, dass die Bezirke, die Stadt uns brauchen."

Gegen "falsche Verteilung"

Eva Glawischnig, vom Moderator als Mutter zweier Kinder und "nebenbei" Bundesvorsitzende der Grünen vorgestellt, kritisierte: "Der Bürgermeister wünscht sich einen störungsfreien Ablauf, er will nicht über Steuern diskutieren." Das sei jedoch eines der Themen, das den Grünen wichtig sei: "Das Budget hat ein großes Loch." Mit der Bildungspolitik und der Situation der Asylwerber, wo die SPÖ "schon wieder umgefallen sei", sprach sie weitere Themen an, die für die Grünen im Wahlkampf Priorität haben. "Wir wollen für die Menschen eintreten, die von der Krise betroffen sind", sagte die Bundesobfrau. Es gebe eine "falsche Verteilung" von Solidarität und Profit. "Da wollen wir einen wichtigen Beitrag leisten, um das zu ändern."

Mit Energie gegen die FPÖ

Auch David Ellensohn, Listenzweiter, forderte eine gerechtere Verteilung des Geldes. Er forderte einen Mindestlohn von 1500 Euro und Maßnahmen gegen Kinderarmut. Auch sagte er, eines der Ziele der Grünen sei es, die FPÖ zu bekämpfen, "auch wenn es Energie kostet". "Auf die Plätze, fertig, grün!", erteilte Ellensohn den Startschuss für den Wahlkampf.

Alexander Van der Bellen, außenpolitischer Sprecher und prominenter Quereinsteiger bei den Wiener Grünen, trat seine Rede mit klaren Worten an: "Ich wünsche mir, dass die SPÖ die Absolute verliert und dass sich die SPÖ entscheiden muss, ob es rot-schwarz mit Fekter im Hintergrund oder rot-grün geben wird. Auch ein Johann Gudenus, Listenzweiter der FPÖ, sei kein Grund Häupl, sondern Grün zu wählen.

"Sieben grüne Stadträte"

Er selbst wolle ins Rathaus und Maria Vassilakou solle Vizebürgermeisterin werden, sagte er - und etwas großspurig: "Ich möchte mindestens sieben Stadträte, die den Grünen zugerechnet werden können."

"Wir sind eine Ausländerpartei, ja und?" und "Wir haben persönliche Querelen, ja und?" versuchte er Vorbehalten, die es gegenüber den Grünen gibt, den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Gegen "Gartenzwerglichkeit"

Spitzenkandidatin Vassilakou sagte, sie wünsche sich eine Sensation, nicht nur für ganz Österreich, sondern für ganz Europa. Fortschritt sei auch in Riesen-Schritten möglich. "Wir werden dafür kämpfen und werden es schaffen". Sie wolle antreten gegen die "Gartenzwerglichkeit" des Denkens. Es gehe um die Chance, die erste rot-grüne Regierung zu erreichen.

Vassilakou will Wiens Sozial- und Umweltpolitik verändern, Wien zu einer Klimaschutzmetropole machen und in Schulen, in Kindergärten und in Pflege investieren. Sie fordert, dass Kinder, wenn sie zur Welt kommen, automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen - egal woher man kommt: "Es soll niemand gefragt werden, woher die Großeltern kommen."

FPÖ-Gedankengut "in den Mistkübel"

Die Chance auf die Erneuerung sei da, sagte sie. Und: "Wir wären verdammt blöd, wenn wir diese Chance vertun, wenn wir sie verpassen." Gleichzeitig betonte sie, sie habe es satt, dass "jeden Tag gesagt wird, ich solle weniger anstreben". Sie habe genug von der SPÖ, es könne vieles besser werden.

Mit Kritik an der FPÖ sparte sie nicht (das Gedankengut gehöre "in den Mistkübel"), um im nächsten Atemzug Kritik an Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) zu üben, die eine Zwangsinhaftierung der Asylwerber durchgesetzt habe. Aber auch die SPÖ habe viele Entscheidungen mitgetragen.

"Bessere Möglichkeiten, zu starten"

Zum Schluss schwor sie die versammelte Truppe auf die nächsten Wochen ein: "Die letzten Wochen waren kein Honiglecken. Es gibt bessere Möglichkeiten, in den Wahlkampf zu starten". Aber jetzt werde man "kämpfen und laufen, was das Zeug hält. Jeden einzelnen Tag werden wir nutzen." Es solle keine "Soap-Operas" mehr geben, womit sie die Querelen in den Bezirken ansprach. "Wir kämpfen, wir gewinnen", sagte Vassilakou, um danach wieder aufs Fahrrad zu steigen, und ins Radhaus zu radeln, wie der Moderator launig ankündigte. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 7.9.2010)