Dem bulligen Coach Géza Molnár traut man schon auf den ersten Blick eine Militärkarriere zu. Als Seelsorger war er auch in Uniform nur schwer zu erkennen.

Foto: Conrad Seidl

Wien - Bei Politikerreden fragt man sich oft, was der Politiker eigentlich sagen will. Der damals junge Militärseelsorger Géza Molnár hat sich aber getraut, die Frage auch wirklich zu stellen: "Was wollten Sie mit Ihrer Rede bewirken?" , fragte er den damaligen burgenländischen Landeshauptmann Karl Stix nach einer der üblichen Ansprachen bei einer Militärfeier. Der Politiker reagierte erst verblüfft - und wendete sich dann wortlos zum Ausgang.

Für Molnár war es ein Schlüsselerlebnis: Wahrscheinlich wissen viele Redner nicht, welche Wirkung sie erzielen wollen. Und wie erbärmlich sie wirken, wenn das Publikum ihnen draufkommt. Also baute er neben seiner Tätigkeit beim Militär ein Beratungsunternehmen auf, in dem er sich seit 2002 voll der Rhetorik und dem Führungscoaching widmet. Wobei der 48-Jährige seine gesammelten Erfahrungen aus Theologie und Bundesheer einbringt.

Als höchste Kunst gilt ihm die "Feldherrenrede" - die Ansprache, die andere motivieren muss, unter Einsatz des eigenen Lebens für die in der Rede vorgegebenen Ziele zu kämpfen, ist im Heer ein zentrales Führungsinstrument. In der Wirtschaft noch nicht. Eigentlich sei sie ja einfach zu halten: "Wenn du weißt, was du bewirken willst, wird deine Rede gut."Allerdings fehle es vielen Rednern an Sendungsbewusstsein. Von dem hat Molnár dagegen so viel, dass er anderen davon abgeben kann - so wie er es selbst von anderen empfangen hat. Zunächst als Sängerknabe in Göttweig.

Stimmbildung, Artikulation und Lebenskunde

Da lernte er (als einziger Protestant unter lauter Katholiken) Stimmbildung und Artikulation. Latein und Griechisch sowieso. Zwölf Schüler auf einen Lehrer, "einen sehr guten Lehrer, ein ideales Verhältnis" , schwärmt Molnar. Die Lehrer und die Patres - "keiner hat mich zu missionieren versucht" - gaben Molnár das Selbstbewusstsein, sich für das Theologiestudium zu entscheiden. Und es unter der Mindeststudiendauer abzuschließen: "Ich bin einfach zu den Prüfungen gegangen und war Magister." Bald darauf war er evangelischer Pfarrer.

So nebenbei vermittelte er Soldaten Lebenskunde - aber da kam er rasch drauf, "dass man dir nur glaubt, wenn du alles mitmachst. Das ist die Idee des Arbeiterpriesters, der mit an der Werkbank steht. Oder in meinem Fall: auf Patrouille geht und Wache schiebt wie alle anderen auch." Die Militärseelsorge wurde sein Hauptberuf - Einsatzseelsorge an der burgenländischen Grenze, auf dem Golan und im Kosovo. Auf den ersten Blick wirkte er damals wie ein Soldat unter anderen. Auf den zweiten auch.

Gern wäre er evangelischer Militär-Superintendent geworden. Als er mit der Bewerbung scheiterte, entschloss er sich, etwas ganz anderes zu machen - eben Dynamis, sein eigenes Beratungsunternehmen: "Ich kämpfe leidenschaftlich gegen langweilige Reden. Wirkungswille ist meine Leidenschaft."(Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.9.2010)