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Der roten Zwiebel kommt man nicht aus. Aber es gibt Schlimmeres.

Foto: Corbis

Anreise und Unterkunft:

Am besten mit dem Flieger nach Lamezia Terme und von dort mit dem Leihwagen die Küste hinunter. Eine Auswahl von schönen Häusern und Wohnungen in der Umgebung von Tropea hat Katrin Wosnitzka, Kontakt unter www.urlaub-an-der-stiefelspitze.com

Grafik: DER STANDARD

Man könnte ja auch behaupten, es sei egal, wo das schöne kleine Haus in dem schönen Garten steht, auf welchem Hügel über welchem Meer, auf das man, auf der Hausbank sitzend, hinunterschaut, noch schlaftrunken und leicht fröstelnd, damit man die Schönheit des frühen Morgens nicht versäumt. Auf dem Flachdach weiter unten, jenseits der engen Zufahrtsstraße, liegen die Hunde der Bäuerin auf dem Flachdach des baufälligen Stalls in der Morgensonne, die ersten zwei Tage bellen sie mich noch an, wenn ich ihnen Buon Giorno wünsche, am dritten heben sie nur mehr gähnend den Kopf und schlafen weiter. Kurze Zeit später kommt schon die kleine alte schwarzgekleidete Frau die Straße herunter, da springen die "drei Musketiere", wie sie jemand im Gästebuch genannt hat, auf, und verschwinden mit ihr auf dem zugewachsenen Weg, der zur kleinen Landwirtschaft führt, in der sie untertags herumrumort.

Wenig später mache auch ich mich auf den Weg, an der Bäuerin, den Zitronen und Orangenbäumen vorbei, hinunter zum Meer. Und nein, es ist doch nicht egal, welches Meer, glasklar türkis, sodass man die dunklen Felsen auf seinem Grunde sieht, blickt man auf das kalabrische Meer, wenn man den steilen bewachsenen Pfad um die Ecke biegt, nirgends ist das Meer so wie in Kalabrien, sagt K., die der Liebe wegen, aber nicht nur zum Meer, hierhergezogen ist.

Tropea und Umgebung wird jetzt in, höre ich, worauf ich eigentlich sofort diesen Impuls des Darüber-schreiben-Wollens verwünsche, wieso nur muss man als Journalist immer alles beplappern, was man eigentlich für sich behalten sollte? Aber nun ist es passiert, für einen jeden ist der Ort ohnehin nicht geeignet, die touristische Infrastruktur ist nicht so toll, Santa Maria dell'Isola im Meer vor den aufragenden Felsen, auf denen Tropea steht, gelegen, ist - wahrscheinlich auf lange Zeit hinaus - eingerüstet, und diese Behauptung mit dem immer und überall guten Essen ist ja ohnehin Italien-Kitsch. Viele Restaurants sperren nur im Sommer auf, um ihre kalabrische Küche zusammenzudrehen, die sich dadurch auszeichnet, dass überall die berühmte rote Zwiebel und Nduja drinnen sein müssen. Ist schon recht.

Aber wenn diese Nduja - die breiige Chiliwurst - von der einzigen Sau der Gemüsefrau im kleinen Supermarkt im Zentrum von Santa Domenica stammt, wie auch das Gemüse von ihr ist, oder vom Wochenmarkt, woher der Fisch und die Schafsricotta kommen, wenn das alles ins schöne Haus am schönen Hügel getragen wird und dort am Abend, unter Palmen sitzend, mit dem Blick auf den Stromboli verzehrt wird, na dann ...

Raus muss man trotzdem, nicht nur nach Tropea, sondern auch die Küste hinauf und hinunter und ins Landesinnere, oder auch nur Aperitif trinken im Giardino delle Rose auf der Piazza von Santa Domenica, die nicht schön ist, aber sehr italienisch. Dieses Kalabrien ist ein hartes Land, und so sind auch die Menschen und ihre Gewohnheiten. Die Mafia, der Umgang mit Migranten - die Landwirtschaft würde ohne sie kollabieren -, das Paradies sieht anders aus. Aber es ist auffällig, wie viele Stammgäste sich hier herumtreiben, besonders in der Vor- und Nachsaison, wenn es still ist am Abend an der Küste. Liebhaber und Liebhaberinnen eben. (Gudrun Harrer/DER STANDARD/Rondo/17.09.2010)