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Pokale pflastern ihren Weg: Jasmin Ouschan gewann in Zagreb bei der Europameisterschaft alle vier Damenbewerbe.

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"Natürlich wäre es schön die gleiche Aufmerksamkeit zu bekommen wie unsere Skistars, da auch wir in Randsportarten genauso unsere Leistungen bringen müssen."

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"Bei uns muss man wirklich top sein und sich auch medial gut präsentieren, um gut zu verdienen."

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Jasmin Ouschan, zigfache Europameisterin, ist schon mit jungen Jahren in die Annalen des Billardsports eingegangen. Im E-Mail-Karriere-Telegramm von derStandard.at erklärt die 24-jährige Kärntnerin ihre Erfolgsgeheimnisse.

derStandard.at: Wie sieht der "typische Arbeitstag" von Jasmin Ouschan aus?

Ouschan: Dies hängt maßgeblich davon ab, ob wir uns in der Wettkampfphase oder Trainingsphase befinden. In der Vorbereitungszeit ist der Tag meist vollgepackt mit verschiedenen Trainingseinheiten, sowohl am Billardtisch als auch abseits davon. Neben den ganzen Trainingseinheiten haben wir etliche Projekte, an denen wir arbeiten und die restliche Zeit füllt sich mit den "Nebenwettkampfplätzen" also Presse/Medien/Sponsorenarbeit - und mit der Fanbetreuung geht die Zeit schon manchmal aus.

derStandard.at: Wie viele Stunden trainieren Sie pro Tag bzw. im Schnitt pro Woche?

Ouschan: In der Vorbereitungszeit habe ich zumeist 2 Billardeinheiten zu je 2-3 Stunden und eine Fitnesseinheit. Weiters darf auch die mentale Vorbereitung dabei nicht fehlen. Insgesamt komme ich dann auf ca. 20 Stunden Billardtraining und 8 Stunden Fitness.

derStandard.at: Sie haben mit jungen Jahren schon sehr viel erreicht: Was sind die nächsten Ziele?

Ouschan: Ein großes Ziel ist natürlich der Damen Weltmeistertitel, einer der Titel, die mir noch fehlen, und auch die Führung in der Weltrangliste wieder zurück zu erobern. Momentan bin ich die Nr.1 in Europa, Nr.1 in der Profi Rangliste in den USA und Nr.5 in der Weltrangliste. Es wäre schon ein unglaublicher Erfolg überall die Nr.1 zu sein.

derStandard.at: Wie sind Sie mit Billard in Berührung gekommen und seit wann üben Sie den Sport aus?

Ouschan: Im Prinzip bin ich mit Billardtischen aufgewachsen. Meine ersten Berührungspunkte hatte ich auf einem kleinen Tisch, welchen ich zuhause stehen hatte und da auch mein Vater und Onkel spielten, kam ich sehr früh in Berührung mit den "bunten Bällen". Mit sechs Jahren war ich endlich groß genug für den "richtigen" Tisch und dann hielt mich nichts mehr ab. Von Anfang an stand mir mit Michael Neumann mein eigener Trainer zur Verfügung, der mich auch heute noch betreut und bei den Wettkämpfen vor Ort ist.

derStandard.at: Wenn Sie nicht Billard-Spielerin wären, was wäre Ihr Traumberuf?

Ouschan: Professionelle Billard Sportlerin

derStandard.at: Sie sind zwar noch jung, aber haben Sie schon Pläne für die Karriere/Zeit nach dem Sport?

Ouschan: Im Moment bin ich so beschäftigt mit meinem Job, dass ich kaum Zeit verwende, schon an das Karriereende zu denken. Ich lebe im Hier und Jetzt und was in der Zukunft sein wird, lasse ich auf mich zukommen. Allerdings wird es sicher etwas sein, was direkt mit Sport in Verbindung zu setzen ist.

derStandard.at: Wie viele billardfreie Tage gönnen Sie sich pro Jahr?

Ouschan: Nachdem wir keine Saison haben wie in anderen Sportarten müssen wir unseren Jahresplan selber einteilen. In unserem Turnierplan achten wir natürlich darauf, dass ich nach Events genug Regeneration bekomme, um wieder mit 100 Prozent ins nächste Turnier starten zu können. Unsere längere Pause teilen wir uns dann zumeist am Ende des Jahres ein, wo es für ein paar Wochen kein Billardtraining für mich gibt. Folglich kommen, trotz der 250 Tage in denen wir nicht in Österreich sind, schon ein paar Tage zusammen.

derStandard.at: Was machen Sie, wenn Sie den Queue ins Eck stellen, um richtig abzuschalten?

Ouschan: Ich liebe es Sport zu treiben, vor allem im Sommer gehe ich gerne Tennis spielen oder bin mit dem Rennrad unterwegs. Weiters liebe ich es zu kochen, Filme zu schauen oder mit meinen besten Freunden/innen einen entspannten Abend zu verbringen. Die wenige Zeit, die ich zu Hause habe, verbringe ich mit den Menschen die mir wichtig sind, egal ob das beim Sport oder einem gutem Essen ist.

derStandard.at: Sie haben bei den Herren WM-Bronze gewonnen. Welche Ziele verfolgen Sie in den Herren-Bewerben?

Ouschan: Ich finde es immer sehr spannend bei Herrenturnieren teilzunehmen, da ich hier einfach noch mehr leisten muss und dies über die Zeit mein Spiel deutlich verbessert. Natürlich ist ein Ziel von mir, meinen 3. Platz bei der Herren WM zumindest zu verteidigen, aber im Moment möchte ich konstant vorne bei den Herren mitspielen.

derStandard.at: Wie gehen Sie mit Misserfolg um?

Ouschan: Ohne Misserfolge gibt es keine Erfolge, ohne Niederschläge wird man Siege nie so richtig schätzen können. Die Kunst ist es aus Niederlagen stärker hervor zu kommen, und Niederlagen sind wichtig für die weitere Entwicklung. Nur aus wirklich schmerzhaften Misserfolgen lernt man Essentielles. Natürlich klingt das alles viel leichter als es ist, aber ich habe das Glück, dass ich hier nicht alleine bin. Mein Trainer Michael Neumann ist bei allem dabei und fühlt genauso mit. Wir können uns gegenseitig unterstützen und damit wird das bewältigen und auch die Aufarbeitung aus verschiedenen Blickwinkeln einfacher.

derStandard.at: Haben Sie (berufliche, private) Vorbilder, an denen Sie sich orientieren?

Ouschan: Ein Vorbild ist definitiv Roger Federer. Sein sportliches Ausnahmetalent kombiniert mit seiner Professionalität am und auch abseits des Courts ist schon sehr beeindruckend.

derStandard.at: Was sehen Sie als Ihren bis jetzt größten sportlichen Erfolg?

Ouschan: Der 3. Platz bei der Herren WM 2008 als erste Dame in der Geschichte, war schon etwas ganz besonderes. Damit konnte ich wirklich beweisen, dass ich auch als Dame bei den Herren erfolgreich sein kann. Natürlich gehören zu den größten Erfolgen auch alle 4 Goldmedaillen bei der EM 2010. Auch mit diesem Erfolg konnte ich Geschichte schreiben, da dies noch nie zuvor ein Billardsportler geschafft hat.

derStandard.at: Was war Ihre schlimmste Niederlage?

Ouschan: Einer der schlimmsten Niederlagen war das Halbfinale bei der Damen Weltmeisterschaft in Taiwan 2008. Ich hatte das Match gut unter Kontrolle, konnte die Führung übernehmen und meine Leistung abrufen. Doch plötzlich riss meine Konzentration ab und ich fand nicht mehr in mein Spiel zurück. Dieses wichtige Match so herzugeben, tat schon sehr weh.

derStandard.at: Über welche drei Eigenschaften sollten gute Billard-SpielerInnen unbedingt verfügen?

Ouschan: Ein gewisses sportliches Talent, Ehrgeiz und Geduld.

derStandard.at: Der Billard-Sport hat nicht zuletzt dank Ihrer Erfolge einen enormen Popularitätsschub erlebt, ist aber vom Stellenwert her weit entfernt von Skisport oder etwa Fußball. Wie geht man als Sportler damit um, immer im "Schatten" von Skistars oder Fußballern zu sein?

Ouschan: Natürlich wäre es schön die gleiche Aufmerksamkeit zu bekommen wie unsere Skistars, da auch wir in Randsportarten genauso unsere Leistungen bringen müssen. Doch man muss auch verstehen, dass es in jedem Land Topsportarten gibt und leider gehört Billard bei uns (noch) nicht dazu. Dafür ist es in Asien genau umgekehrt. Dort zählt der Billardsport zu den populären und beliebten Sportarten und wird dort auch so gelebt.

derStandard.at: In welchen Dimensionen bewegen sich die Preisgelder bei den Turnieren? Kann man von Billard gut leben oder ist das erst mit Sponsorengelder möglich?

Ouschan: Den Billardsport darf man auf keinen Fall mit Tennis, Fußball oder Golf vergleichen. Bei uns muss man wirklich top sein und sich auch medial gut präsentieren, um gut zu verdienen. Nachdem bei uns so ziemlich alles nur in Asien und Amerika stattfindet, haben wir auch dementsprechend hohe Kosten, die es zu decken gibt. Ohne Sponsoren wäre all dies nur schwer möglich.

derStandard.at: Warum wird gerade Kärnten als "Mekka" des heimischen Billards gesehen? Wegen der "Gasthauskultur"?

Ouschan: Ich denke nicht, dass es nur was mit der Gasthauskultur in Kärnten zu tun hat, da früher Billard auch in den Wiener Kaffeehäusern sehr populär war. Früher gab es ein zwei Herren die Billard auf internationaler Ebene ausübten, doch so konstant wie ich gab es halt bisher noch keine Österreicher. Ich glaube auch, dass Kärnten derzeit nicht mehr das Mekka des Billardsportes ist, da insbesondere Tirol und Salzburg durch konsequente Jugendarbeit, fernab von Gasthäusern, vorbeigezogen sind. (derStandard.at, 6.10.2010)