Wien - Der krisenbedingte Einbruch des Ölpreises konnte gestoppt werden, derzeit sprechen die Analysten der Erste Group von einer Erholung. Heuer dürfte ein Fass Rohöl der Sorte Brent per Jahresende knapp unter 80 Dollar liegen. Bis 2015 wird mit einem moderaten Anstieg auf rund 103 Dollar je Fass erwartet. Engpässe erwarten die Analysten in den kommenden zwei bis drei Jahren trotz steigender Nachfrage nicht, hieß es am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Wien.

Derzeit sei die Nachfrage nach Rohöl zum vorjährigen Durchschnitt um 2 Prozent gestiegen, weitere Erhöhungen werden erwartet, so Thomas Unger, Öl- und Gas-Analyst der Erste Group. Die Energiesparmaßnahmen der Industrieländer würden durch das starke Wirtschaftswachstum der Schwellenländer kompensiert. Als Preistrieber ortet Unger auch die Produktions-, Explorations- und Entwicklungskosten, die nicht zuletzt wegen der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko steigen dürften. In Europa dürfte bis 2020 die Nachfrage nach Rohöl wegen der Klimaschutzziele um 0,7 Prozent pro Jahr fallen, während in den Ländern Mittel- und Osteuropas (CEE) vor allem in Polen und Rumänien der Verbrauch im Vergleich zu Westeuropa noch immer Nachholbedarf habe.

Die Raffinerie-Margen seien noch immer relativ niedrig. Knapp vor der Krise betrugen sie rund 8,5 Dollar pro Fass, derzeit rund die Hälfte davon. Auch bis 2015 werden hier nur geringe Steigerungen erwartet, sodass größere Raffinerie-Kapazitäten vom Markt genommen werden dürften. Einige Produzenten könnten nicht wirtschaftlich arbeiten.

Im Gasgeschäft erwarten die Erste-Analysten, dass viele Projekte derzeit aufgrund niedriger Gaspreise "auf Eis gelegt werden". Zwar dürfte Flüssiggas (LNG) immer wichtiger werden, allerdings drücken große Schiefergasvorkommen, die vor allem in den USA gefördert werden, den Preis.

OMV Spitzentitel

Den österreichischen Mineralölkonzern OMV sieht die Erste Group als "Spitzentitel", obwohl es derzeit "keine Fantasie in der Aktie" gebe und die Nabucco-Entscheidung auf das erste Quartal 2011 verschoben wurde. Haupt-Asset des in Wien börsenotierten Unternehmen sei dessen Unterbewertung, denn immerhin habe das Unternehmen gute Fundamentaldaten und erwirtschafte starke Gewinne, so der Erste-Analyst. Das Kursziel je Aktie wurde dennoch von 39 auf 36,5 Euro gesenkt. Aufgrund der aktuellen Unterbewertung sollte die OMV-Aktie bereits ohne Eigenleistung steigen, zusätzliche Weichenstellungen könnten hingegen noch weiteres Potenzial für die Aktie bergen, so die Erste-Analysten.

Der OMV raten die Analysten zu mehr Transparenz bei ihrem Explorations- und Produktionsgeschäft (E&P). Das für heuer als Ziel gesteckte Fördervolumen dürfte die OMV knapp verfehlen. Unger rechnet mit rund 323.000 Fass Öl-Äquivalente (boe) pro Tag. Ende 2009 waren es 317.000 Fass pro Tag.

Insgesamt untersuchte die Erste Group in ihrer Analyse "Erste Sector Oil & Gas" zehn Unternehmen, die vor allem in Mittel- und Osteuropa tätig sind. Das Kursziel für die rumänische OMV-Tochter Petrom wurde von 0,32 auf 0,38 Leu (auf rund 0,09 Euro) pro Aktie angehoben. Rumänien plane den Verkauf von weiteren staatlichen Anteilen (9,8 Prozent), was den Streubesitz erweitern sollte. 2011 steht zudem eine Kapitalerhöhung über 600 Mio. Euro bevor. (APA)